Iris Meder †,
Last exit Hoenheim
Jetzt ist es amtlich: Straßburg hat nicht nur die spacigste Straßenbahn der Welt, sondern auch die schickste denkbare Endstation dafür: Hoenheim-Nord. Wie sich die weißen Markierungen für die Park-and-ride-Stellplätze der zackigen Gebäudeform anpassen - das schwingt, schlägt Haken und zischt optisch um die Ecke, dass es eine Art hat.
"Star"-Architektin Zaha Hadid kann sich vermutlich ihr Domizil ähnlich mit Preisen pflastern wie Dieter Bohlen seines mit goldenen Schallplatten. Nun ist es der Mies-van-der-Rohe-Award geworden, eine Trophäe in Form einer Kreuzstütze aus Mies´ Barcelona-Pavillon, die alle zwei Jahre für Projekte in EU-Staaten von Architekten aus diesen Ländern vergeben wird. Erst kürzlich hatte ihr die (hier ebenfalls nominierte) Bergisel-Sprungschanze den Pritzker-Preis eingebracht.
Gar kein Star ist hingegen der mit dem (erheblich niedriger dotierten) Förderpreis für junge Architekten ausgezeichnete Jürgen H. Mayer. Auch sein Stadthaus der Siedlung Scharnhauser Park bei Stuttgart preist die Schräge; allerdings weniger in Hadids Pseudo-Dynamik als vielmehr in Form leichter, irritierender Störungen vermeintlich orthogonaler, vermeintlich einfach begreifbarer Strukturen. Nicht genug damit, müssen Besucher ihren Weg zu dem Bau, der Abendschulen und Gemeindeeeinrichtungen beherbergt, durch einen elektronisch gesteuerten Wasserfall (!) hindurch nehmen, der vorhangartig vor dem Eingang niedertröpfelt.
Nominiert und in der gezeigten Vorauswahl von rund 40 Projekten vertreten sind neben Daniel Libeskinds ermüdender Dauerbetroffenheit auch Lacaton & Vassals radikale "Non-Architektur" des Palais de Tokyo in Paris, schicke kleine Londoner Stadtäuser, schicke größere in Spanien, aber auch die Gedenkstätte Sachsenhausen im deutschen Oranienburg und ein wunderschöner Friedhof an der spanischen Küste. Wie jedes Mal gibt es viel zu entdecken, nicht zuletzt eine enorme Vielfalt an Bauaufgaben und entsprechenden Lösungsmöglichkeiten.
Mehr Texte von Iris Meder †