
Aglaia Konrad. Autofictions in Stone: Stein mit Symbolcharakter
Aglaia Konrad gilt als eine der bedeutendsten österreichischen Künstler:innen, die das Phänomen der Architektur und ihre sozioökonomischen Folgen visuell erforscht und sich dabei der Medien Fotografie und Film sowie auch der Skulptur bedient. In der Secession macht die für die Auseinandersetzung mit urbanen Gefilden bekannte Künstlerin Stein zu einem zentralen Thema.
Konrad bespielt dabei sämtliche Räumlichkeiten des Untergeschosses der Secession und ermöglicht einen Ausstellungsrundgang entgegen der üblichen Besuchsrichtung. Die Künstlerin verwendet Stein als skulpturales Element, darunter Granit, Kalkstein, schwarzer oder roter Marmor, die allesamt aus Konrads Lebensumfeldern, sei es in Österreich oder Belgien, stammen und in Blöcken bzw. Brocken im Raum verteilt werden. Zusätzlich wurden Ausstellungsbereiche rückgebaut und dabei Fenster- und Wandöffnungen sowie versteckte (Stein-) Details sichtbar gemacht. Welche Versprechungen kann Architektur einhalten, wo liegt ihr utopisches, aber auch widersprüchliches Potential? Diese Fragstellungen ergründet die Künstlerin am Ausstellungsort selbst, der zu Versatzstücken anderer Architekturen in Relation gestellt wird.
Die zentralen Skulpturen in Konrads autofiktionaler Erzählung bilden ovale gelbstichige Glasscheiben des brutalistischen CBR-Gebäudes in Brüssel, das bis 2017 die Architektur von Constantin Brodzki and Marcel Lambrichs aus dem Jahr 1967 im Wesentlichen beibehielt, danach im Inneren renoviert wurde, während die Fassade als Teil des kulturellen Erbes Belgiens gilt. Benannt „Frauenzimmer / Antwerpen“ (2022) symbolisieren die teilweise spiegelnden Oberflächen der Scheiben, die einst direkt in den Beton eingegossen wurden, die Linse einer Kamera, um das von Konrad fotografisch referenzierte Verhältnis zwischen Architektur und Körper auszuloten.
Der durch Renovation herbeigeführte Wandel von Architektur zeigt sich auch in Konrads Interesse für den Abriss von Gebäuden und die dadurch bestimmte Neudefinition des öffentlichen Raums. Letzteres veranlasste auch die Freilegung von Teilen des Ausstellungsraums. Konrads Filme von Gesteinsarbeiten definieren jenen Werkcharakter, der Baustellen innewohnt und genauso Momente der Dekomposition beinhalten kann. So dienen etwa „Rückbaukristalle“ (seit 2015) als Folge von Abrissprojekten auf einer roten Sofagruppe als Platzhalter für die sich dort üblicherweise versammelnden Menschen respektive Körper.
Das konzentrierte Scannen von Architektur ist eine Trope, die Konrads Arbeitsweise zu Grunde liegt und die fotografischen und filmischen Werke der Ausstellung prägt. Aus ihrem Werkzyklus „Concrete & Samples“ zeigt sie in einer der Projektionsboxen den dritten Teil über den Marmorsteinbruch in Carrara (2010), bei dem langsame Kamerafahrten und extreme Close-ups die Materialität des Gesteins abtasten. Konrads Bezugnahme auf Stein als Grundlage für Architektur, die die Umwelt zum Besseren oder Schlechteren verändern kann, bildet jenes Referenzmoment, mit dem die Künstlerin Besucher:innen auf eine detailreiche semi-fiktionale Reise schickt.

08.03 - 18.05.2025
Secession
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