
Silent Spills I: Wohl wahr, Vulva
Wenn Männer Perioden hätten, wäre Periodenblut wohl das, was sie so stark macht. Anstatt einem Zeichen des “schwachen Geschlechts”, eines von Überwindung, von Kraft und Männlichkeit. Hysterie, was sich vom griechischen Wort für Uterus ableitet, ist schon seit jeher eine “Frauenkrankheit”. So wie Stimmungsschwankungen - oder Gossip. Deva Schubert schlägt mit ihrer Performance “Silent Spills I”, eine neue Sichtweise vor. Unser Körper verströmt, so wir es wollen oder nicht, fortgehend Informationen mithilfe unserer Tränen, unseres Bluts, sonstiger Sekreten. Klar, dass Frauen* mehr Gossip verbreiten, klar, sie bluten ja auch mehr, weinen ja auch mehr…? So weit, so problematisch.
Choreografisch und als Soundcollage zeigt Deva Schubert, dass wir uns das aber auch zu Nutze machen können: Alles was ihr schafft, schaffe ich auch blutend. Wenn ihr uns nicht glaubt, stecken wir unsere Köpfe zusammen, schütten wir unsere Tränen zusammen; klar, ihr glaubt mir nicht, der hysterischen Frau*, aber wie viele von uns könnt ihr gleichzeitig kleinreden?
Vielleicht reagiere ich ja wirklich über. Trotzdem braucht eine (Über)Reaktion eine Aktion. In der heutigen oszillierenden Gesellschaft schwingt die eine Seite immer so weit nach links wie die andere nach rechts. (So viel zu Stimmungsschwankungen.)
Deva Schubert meint, Gossip “demokratisiert” Informationen und Sekrete, secrets, sickern buchstäblich durch gesellschaftliche Schichten. Ich bin mir unsicher, ob das der Wahrheit entspricht. Aber der Gedanke ist schön und durchaus zeitgemäß. Wie AAVE und viele Begriffe aus der LGBTQIA+ Community: Marginalisierte Gruppen machen sich häufig Formulierungen zu eigen, die ursprünglich gegen sie verwendet wurden - man kann sie ja eh nicht verhindern. Dann sind wir nunmal hysterische Tratschtanten, aber hinter vorgehaltener Hand tuscheln wir über die Revolution. Und wir sind bereit, Schweiß und Blut und Tränen zu geben.

14.03 - 26.04.2025
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