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Echoes: Von Orten, Erinnerungen und Menschen

Als ich vor sechzehn Jahren in Zürich als Journalistin beim Schweizer Magazin „du“ arbeitete bekam ich nach einigen Monaten Heimweh nach den imperialen Gebäuden Wiens. Besonders oft tauchte die Hofburg mit der Nationalbibliothek in meinen Gedanken auf, dort wo ich viele Stunden als Studentin verbracht hatte. Im Traum erschienen mir die Gebäude Wiens, die sich mit persönlichen Begegnungen mischten.

Genau solch ein Mix aus Gedanken, Träumen, Gefühlen von Zugehörigkeit zu Menschen und Orten, sprachlichen Begriffen und ihrer Verankerung im Sein ist Thema der Ausstellung „Echoes“ bei Martin Janda.

Martin Janda hat dazu elf seiner Künstler:innen eingeladen, die ihre Version von Echoes in seiner Galerie präsentieren: Alessandro Balteo-Yazbeck, Adriana Czernin, Werner Feiersinger, Nilbar Güres, Christine und Irene Hohenbüchler, Mangelos, Asier Meendizabal, Tania Pérez Córdova, Rainer Spangl, Sharon Ya´ari.  

Heraus stechen dabei die Arbeiten des israelischen Künstlers Sharon Ya`ari, der, 1966 geboren, erneut in sein Elternhaus in Tel Aviv gezogen ist und die Pflanzen aus dem Garten fotografiert. Er reißt die Pflanzen mit ihren Wurzeln aus ihrer Verankerung im Boden und präsentiert sie wie eine Porträtfotografie auf einem Sockel. Manchmal stecken Sie auch in einer kleinen Vase. Ya`ari, der bekannt dafür ist, durch Israel zu fahren und umstrittene Gegenden aufzunehmen, zieht sich ins Innerste seines Hauses in die Dunkelkammer zurück und arbeitet im Verborgenen. Nicht zuletzt ist dies die Folge des Krieges zwischen Israel und der Hamas. Der Schock darüber ruft Träume hinter dicken Gardinen hervor.

Eine Arbeit, die als wunderschönes Beispiel von Zitaten aus der Kunstgeschichte gesehen werden kann, ist das Werk der Mexikanerin Tania Pérez Córdova. Heißes Kupfer gießt sie in

eine Art doppelten Bilderrahmen, wobei sie ein inneres und äußeres Quadrat mittels Streben verbindet. Es ist das Spiel mit Ausblick, Perspektive, Weite, Ausschnitt, Leere, Form und und Kunstgeschichte. Es handelt sich dabei um sichtbare und unsichtbare künstlerische Assoziationen, die Córodova perfekt beherrscht.

Während die Arbeiten von Ya`ari 2025 und von Córdova 2024 entstanden sind, zeigen die Hohenbüchler-Zwillinge ein „Nachtbild“ von 1996. Zu sehen sind zwei stilisierte kahle Bäume, die Ihr Geäst in den Nachthimmel mit Mond und Wolke recken. Diese träumerische Sequenz erinnert an die Nachtbilder der Jahrhundertwende und des Jugendstils. Christine und Irene Hohenbüchler haben sich in Ihren Arbeiten vermehrt mit dem Abgründigen im Menschen auseinandergesetzt und auch oft mit beeinträchtigen Personen zusammengearbeitet. Die beiden Bäume in ihrer Arbeit krümmen sich wie alte Frauen und strecken ihre Arme wie Äste in die Höhe. 

Der Spanier Asier Mendizabal zeigt eine 2016 entstandene Arbeit die sprachliche Knoten mit realen Matratzenknöpfen verbindet. Die Arbeit heißt „Point de Capiton“ wörtlich übersetzt „Polsterknopf“ und weist auf einen Terminus der Philosophie Jacques Lacans hin, der den Punkt, wo Sprache und Bedeutung zusammentreffen als Polsterknopf bezeichnet. Mendizabal schuf eine Art Polstermatraze die auf einem Alumninumgestell lehnt, das mit Löchern perforiert ist. An der hinteren Wand hängt eine Fotokopie einer Explosion in Bosnien.

Werner Feiersinger hat im Untergeschoss der Galerie eine große Skulptur aus rotem Epoxidharz aufgestellt, die wie ein roter Quader mit Schrägen an eine Art Liege erinnert. Der Quader scheint zu schweben und agiert als Plastik im Raum um die man nicht herumkommt. Der Künstler meint, dass Formen sich in seinem Sein verdichten und allmählich Gestalt annehmen. Die Formen kommen zu ihm, ähnlich wie Erinnerungen an Personen und Orte. Setzen wir das Gesehene in Bild und Sprache um, so können Kunstwerke wie die Erwähnten entstehen.

Es ist eine träumerische Ausstellung die Martin Janda da geschaffen hat und Sie ist sehenswert.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Echoes
14.02 - 15.03.2025

Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
Email: galerie@martinjanda.at
http://www.martinjanda.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-16h


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