
Franz Kapfer - Atlanten / Atlases: Von Trophäen und Jagdwaffen
Achtung! Die Ausstellung Atlanten von Franz Kapfer (*1971) kann Irritationen auslösen. Treten Sie ein, hier wird nicht mit Waffen gehandelt – versichert mir heiter der Wiener Galerist Gregor Podnar. Weit gefehlt. Im ersten Raum seiner Galerie mit dem Fenster zur Straße stehen und liegen, scheinbar regellos verstreut, mehrere größere und kleinere, offene Transportkisten auf dem Boden, ihre Deckel wie in Warteposition an die Wände gelehnt. Auf beiden Seiten demonstrieren die Holzkisten herrisch ihren Inhalt: moderne Waffen, wie Pistolen, Maschinengewehre, Messer und Schlagstöcke sowie Körperschutzausrüstungen verschiedenster Art, wie etwa Schutzwesten, Helme oder Gasmasken. Neben einer Kalaschnikow AK12 darf auch die heimische Glock 17 nicht fehlen. Sie ist, wie die anderen präsentierten Utensilien, die in ihrer Gesamtheit an die Katalogisierungswut des 19. Jahrhunderts erinnern, handwerklich perfekt aus Holz geschnitzt, monochrom pechschwarz matt und, wie auch andere Exponate mit der Lizenz zum Töten, überformatig wiedergegeben, was dem Ganzen eine poppig-verspielte Note verleiht.
Neu ist, dass die Kapfers Artefakte auch ohne Sockel und sonstige Aufbauten ihre Wirkung - vergleichbar der Land Art – nicht verfehlen. Zudem ist ihre mobile Ubiquität ohnehin spürbar. Die Vergrößerung der Exponate bezieht sich zum einen auf die antiken „Atlanten“, also die überlebensgroßen männlichen Säulenfiguren, zum anderen auf die ca. 4,6 m hohen mesoamerikanischen Kriegerfiguren in Tula in Mexiko, die den Künstler unmittelbar inspirierten. Da das Waffenarsenal und die anderen „artifiziellen Militaria“ hier isoliert und ohne vordergründige Narration zur Schau gestellt werden, drängt sich die Frage auf: Sind die Künstler dann heute keine Pazifisten mehr? Ja doch, sie sind. Die Waffen, die in der Ausstellung zu sehen sind, haben keine Funktion und wirken vor allem monströs-grotesk.
Man denkt an den im kulturellen Gedächtnis verankerten Film Predator (v.a. Teil 2, 1990, Regie: Stephen Hopkins), in dessen Schlussszenen der Protagonist in das Versteck der Jäger aus dem All eindringt und dort auf eine Sammlung von Trophäen und Jagdwaffen stößt, die die räuberischen Außerirdischen den Menschen abgenommen haben. Die Werke des Wiener Künstlers könnten diese Sammlung um Exponate der ausgestorbenen Spezies homo maskulin ergänzen. Ob es sich dabei um Relikte archaischer Tapferkeit handelt, die niemand mehr braucht, oder um ein Arsenal, das jederzeit von Nutzen sein kann, weil wir „wieder heroischer werden müssen“ (Zitat FAZ), sei dahingestellt.

13.02 - 29.03.2025
Gregor Podnar
1010 Wien, Volksgartenstraße 3
Email: vienna@gregorpodnar.com
https://gregorpodnar.com