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No Fantasy

Jetzt haben wir den Salat. Jahrelang haben wir Leuten wie Roger Corman, Roman Polanski, Francis Ford Coppola oder Tim Burton erlaubt, mit ihrem blühenden Gothic Horror die Leinwände zu füllen, haben uns Filme wie "Tanz der Vampire", Coppolas "Dracula" oder "Sleepy Hollow" reingezogen und es genossen. Doch dann kam Stephen Sommers, suchte sich augenscheinlich aus all den Fantasies seine Lieblingsszenen heraus, schnitt sie zu einem Storybord, füllte die Handlungslücken mit Action und verfilmte das Ganze. Das Ergebnis heißt "Van Helsing". Jede neue Fantasy baut auf den vorhergehenden auf. Francis Ford Coppola zum Beispiel ließ unverkennbar den Stummfilmklassiker "Nosferatu" von F. W. Murnau durchklingen, doch das war sehr gekonnt und machte Sinn, denn er wurde als Teil der visuellen Geschichte von Bram Stokers Dracula zitiert und intelligent adaptiert. In "Van Helsing" hat das reine Sampling-Prinzip auf den gesamten Film übergegriffen. Wörtliche Filmzitate folgen so blitzartig aufeinander, dass man mit dem Aufzählen kaum nachkommt. Hugh Jackman spielt Gabriel Van Helsing, eine Art Gothic-Mischung aus James Bond und Indiana Jones, der im Auftrag des Vatikans "das Böse" jagt. Schon die Vorankündigungen des Films ließen an Jackmans Rollen-Vergangenheit als Wolverine in "X-Men" denken: Das Plakat zeigte einen abenteuerlich gewandeten Mann mit Kreissäge und Armbrust in den Händen. Später wird er zeitweilig zum Werwolf, mit allen aus einschlägigen Filmen bekannten Stadien der Verwandlung. Vampire zerbröseln wie in Stephen Sommers früherer Arbeit "Die Mumie". Der "Herr der Ringe" ist eine ebenso unvermeidliche Vorlage wie "Frankenstein", "Gangs of New York", "Matrix" oder "Underworld". Selbst für die vorliegende Methode des Samplings hat "Van Helsing" einen - vergleichsweise anspruchsvolleren - Vorläufer, "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen", der auch inhaltlich zitiert wird: Van Helsing macht Mr. Hyde, das böse alter ego von Dr. Jeckyll, in Paris dingfest, wo dieser wie Jack the Ripper in "From Hell" Frauen ermordet und dem "Glöckner von Notre Dame" gleich in der Kathedrale Zuflucht sucht etc. In der Masse ist den Zitaten die Tiefe ihrer einstigen Bedeutungen verloren gegangen. Sie dehnen sich bloß noch breitwandartig über die Lücken, die der völlige Mangel an Originalität hinterließ. Die Inflation der Bilder macht aus Mythen Kleingeld.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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