Werbung
,

Eva Grubinger - Pagans & Peacocks: Dialektiken der Natur

Mit ihrer sehenswerten Ausstellung „Pagans & Peacocks“ im Berliner Projektraum „Die Möglichkeit einer Insel“ befragt Eva Grubinger den Umgang des Menschen mit der Natur so kritisch wie doch noch optimistisch.

 

Einen Körper so lange mit glänzendem Gold überziehen bis er erstickt – diese, wenn man so will, negative Dialektik von Wert und Tod kennen wir alle aus dem James Bond Klassiker „Goldfinger“, 1965. Eva Grubingers neue Skulpturen und Bilder thematisieren eben diese Dialektik, nicht aber am Beispiel des Körpers einer jungen Frau, sondern im prekären Kontext der Vogelwelt und ihrer Ausbeutung durch den Menschen. Von Wert nämlich sind Vögel in unserer anthropozentrischen Welt vor allem als Ressource, als zu essendes Fleisch, als Eier produzierende Fabrikanten, oder zum Beispiel als gerade noch lebendige, aber ach so farbenfrohe Zierde, eingesperrt in schmucken, aber viel zu kleinen Käfigen.

Also steht da in Eva Grubingers Einzelausstellung „Pagans & Peacocks“ (Heiden & Pfauen) die Skulptur „Untitled (Breeder)“, 2023/24: Ein kleines Gehege aus vergoldetem Drahtgeflecht und violett lackiertem Stahl erzählt da lapidar von den Qualen der Massentierhaltung von Küken ebenso wie von der sprichwörtlichen „goldenen Nase“, die sich große Geflügel-Brütereien (Breeder) damit verdienen. Die (liturgische) Farbe Violett verweist hier zudem auf die fragwürdige Rolle, die die Kirche spielt bei der Segnung eines Weltbildes, das den Menschen als Krone der Schöpfung abfeiert.

Solche Anspielungen auf das Betriebssystem Glauben finden sich des öfteren in der intelligenten Ausstellungen der in Berlin lebenden österreichischen Künstlerin. Etwa in der Arbeit „Untitled (Passage)“, 2023, bei der eine vergoldete Schale an der Wand hängt, die als Vogelbad ebenso dienen könnte wie als Weihwasserbecken. Eine verwandte Ambiguität inszeniert Eva Grubinger in der an einen Altar erinnernde Skulptur „Untitled (Imperial Drinking), 2024, bei der eine wiederum goldene Wassertränke an ein kirchliches Weihrauchfass anspielt.

Die grafischen Arbeiten der Ausstellung dann setzen eurozentristischen Denkweisen fast schon hoffnungsvolle Referenzen auf indigene Vorstellungen entgegen. So etwa in dem Bild „Untitled (Mandrake)“, 2024, das im Stil eines Wappens ein hybrides Wesen vorstellt, dessen weiblicher Körper mit der pflanzlichen Form einer Alraune (Mandrake) verschmilzt. Der Kopf schließlich erscheint hier als ein aufgestelltes grün-weiß-rotes Pfauenrad. Die oftmals vorschnell als naiv verkannte Idee von dem Einklang mit der Natur also steht hier offensichtlich zur Disposition. Und die besagte negative Dialektik von Wert und Destruktion wird flugs umkodiert in eine gleichsam positive Dialektik von Wert und Beständigkeit, steht der Pfau doch symbolisch nicht nur für Reichtum, sondern auch für Unsterblichkeit. Gut so!

Mehr Texte von Raimar Stange

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Eva Grubinger - Pagans & Peacocks
31.01 - 09.03.2025

Die Möglichkeit einer Insel
10179 Berlin, Inselstraße 7
Email: office@moeglichkeit-einer-insel.de
https://www.moeglichkeit-einer-insel.de


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2025 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: