
BRAFA: In Form gebracht
„Von Rom bis Chrom“ reicht das Angebot der Brafa in Brüssel, heißt es auf der Eröffnungspressekonferenz. Und bis zum Strick von Juona Vasconcelos, die in diesem Jahr als Ehrengast das Entrée gestaltet.
In ihrer 70. Ausgabe scheint die Messe für Kunst und Antiquitäten aus rund zwei Jahrtausenden ihre Form gefunden zu haben. Die Fluktuation ist mit 16 erstmals Teilnehmenden unter den rund 130 Ausstellenden nicht nur im Vergleich zu Vorjahren, sondern auch zu anderen Messen gering. Ihrer langen Tradition seit 1956 bleibt die Messe auch in der Laufzeit treu. Anders als die Tefaf erstreckt sie sich immer noch über zwei Wochenenden. Bei ihrem Publikum, das vorwiegend aus älteren Privatsammlerinnen und -sammlern besteht, ist das von Vorteil.
Im Bereich der Gegenwartskunst hatte sich die Messe – wie ihre Mitbewerber auch – lange auf die dekorative Produktion verlassen. Das hat sich mittlerweile einigermaßen eingepegelt. Rund ein Dutzend Primärgalerien teilen dich die Aufmerksamkeit der Sammler. Alex Reding von Nosbaum & Reding aus Luxemburg ist zum dritten Mal dabei. Er findet die Messe sehr entspannt. Durch die lange Laufzeit hätten die Besucher:innen Zeit. Geld sei ebenfalls vorhanden. Bei dieser Klientel gehörten gesellschaftliche Ereignisse wie Kunstmessen und der gelegentliche Kauf einfach zum Lebensstil.
Die Beteiligung aus deutschsprachigen Ländern ist nach wie vor überschaubar. Aus Wien ist Florian Kolhammer angereist, der seine Jugendstil-Objekte ausnahmslos mit Preisschildern versieht. Das ist im leider oft immer noch geheimnistuerischen Kunsthandel nicht nur in Brüssel eine absolute Ausnahme. Sylvia Kovacek, gleichfalls aus Wien, hält es ebenso. Allerdings ist ihr Angebot weiter gefasst und reicht bis zu Glas der Renaissance zurück. Zum zweiten Mal ist der Silber-Spezialist Christopher Kende aus Tübingen dabei, nach einer enttäuschenden Erfahrung mit der Fine Art Biennale Paris zuvor. Von der belgischen Messe ist er hingegen begeistert. Das Publikum sei international und Kenntnisreich – eine seltene Kombination. Die aufwendigst gearbeiteten Deckeldosen Yoshiko Okamotos, die er präsentiert, sind erstmals in Europa zu sehen und bedürfen bei Preisen von 26.000 Euro auch eines fachkundigen und potenten Publikums.
Am Zuspruch von Ausstellenden und Sammler:innen aus Deutschland arbeitet die Messe noch, doch ist das nicht die einzige Baustelle. Die Mischung von Alter Kunst, Antiquitäten und Antiken einerseits sowie Moderne und Zeitgenossen andererseits ist über die Jahre etwas aus dem Gleichgewicht gekommen. Das neue Board ist sich dessen durchaus bewusst. Klaas Muller verkörpert den Generationenwechsel in dem Leitungsgremium, das von den 30 Brafa-Mitgliedern gewählt wird. Er sagt, Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts werde immer ein Pfeiler der Messe sein. Kurze Pause. Ganz wichtig sei es aber, spezielle Kategorien weiter auszubauen. Klassische Archäologie etwa bieten aktuell nur noch zwei Aussteller. Das waren einmal rund zehn. In dieser Richtung wollen die Brafa sich verstärken, erklärt er. Als Beispiel fallen ihm ad hoc noch Alte Meister und mittelalterliche Skulptur ein. Juwelen gehören interessanterweise nicht zu seinen Favoriten. Da könne er wahrscheinlich 50 Aussteller:inen aufnehmen, das sei aber nicht sein Ziel.
Die Brafa scheint also klassischer werden zu wollen, was dann wiederum ein Alleinstellungsmerkmal wäre in einem Feld, das auch in Maastricht oder Paris immer zeitgenössischer wird. Bei den Teilnahmekosten ist die Messe ohnehin konkurrenzfähig. Die Mehrwertsteuer ist noch so ein Thema. Aktuell sieht es so aus, als würde das Land der föderalen Regierung bei der bisher praktizierten Margenbesteuerung bleiben, was bei den drei Nachbarn Frankreich, Niederlande und Deutschland immerhin noch fast auf Augenhöhe ist. Aber darauf hat der Veranstalter bestenfalls marginalen Einfluss.

26.01 - 02.02.2025
Brussels Expo
1020 Brüssel, Place de Belgique, 1, Hallen 3 & 4
https://www.brafa.art
Öffnungszeiten: 11-19h