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Natasza Niedziółka - Call and Response: Arachnes Faden gestickt

Bis Mitte März zeigt Rosemarie Schwarzwälder in der Galerie nächst St.Stephan jüngste Arbeiten von Natasza Niedziółka. Kleinformatigere Arbeiten waren bereits 2021 gemeinsam mit dem Künstler Bernard Frize hier zu sehen. Nun öffnen die großzügigen lichtdurchfluteten Räume erstmals ihre Pforten für eine Einzelausstellung der Künstlerin. 2020 erhielt sie das Pollock-Krasner-Stipendium, das eine gewisse Affinität der drei Künstler:innen zueinander unterstreicht.

Jackson Pollock und Lee Krasner arbeiteten intensiv mit Farben. Pollock schüttete bzw. tropfte sie und Krasner trug sie in gestischem, opakem Auftrag auf die Leinwand auf. Allen drei Künstler:innen gemeinsam ist die Auseinandersetzung mit Leinwand als Farbgrund und Farbe als Körper-, Farb- und Lichtelement.
In der Tradition dieser Auseinandersetzung stehend und die Farbfeldmalerei mit reflektierend – Kenneth Noland zum Beispiel – kann man sich dem Werk der 1979 in Polen geborenen und in Berlin lebenden Künstlerin annähern.

Die Galerie nächst St. Stephan zeigt fast ausschließlich großformatige, vornehmlich im letzten Jahr entstandene Arbeiten der Serie „Zero“. Dabei handelt es sich auf den ersten Blick um rhythmisierte Farbbänder, die sich in einer bestimmten Richtung kulminieren. Geht man an die Bilder näher heran, erkennt man, dass es sich um gestickte vertikale Fäden handelt, die einer neben dem anderen ein horizontales Farbband bilden. Der Effekt ist erstaunlich. Niedziółka lässt Farben changieren, sich verstärken, sich wiederholen oder in einem Bereich der Leinwand ihre Intensität verringern. Manchmal erinnert die Farbigkeit ihrer Arbeiten an die Farbauswahl des Jugendstil. Dann wieder ist es die Schichtung der Farbbahnen, die an die Bilder von Krumau von Egon Schiele denken läßt. Bei ihr und Schiele ist es das Anhäufen von bunten Schraffuren, fast Quadraten, worin die Ähnlichkeit liegt.

Niedziółka beginnt ihre Arbeit am oberen Bildrand der Leinwand und tastet sich stickend von oben nach unten vor. Dabei gibt ihr die Tätigkeit des Stickens mit Baumwohlgarn oder speziellen Seiden, wie italienischer Vintage Seide, die Möglichkeit kontemplativ zu arbeiten. Es bedarf einer großen Genauigkeit und Geduld und eines präzisen Vorstellungsvermögens eine Leinwand von rund 2 x 1,45 Meter mit der Stickerei zu füllen. Als Grundlinie verwendet die Künstlerin einen Buntstift mit dem sie die erwarteten Bahnen zieht. Manchmal trägt sich auch Wachs auf. Betrachtet man den Bildkörper von der Seite, kann man das Schimmern der Oberfläche sehr deutlich sehen. Überhaupt lassen sich die Arbeiten gut ins Dreidimensionale übersetzen. Der Seitenblick verstärkt den Farbeindruck und es fallen einem, kunsthistorische Parallelen wie das Werk von Polly Apfelbaum ein.

Im hintersten Raum der Galerie nächst St. Stephan breitet sich ein 286,5 x 168,5 Meter großes Bild mit dem Titel „Zero1500-381“ aus. Der große Bildgrund ist aus dem Material „Berliner Leinen“, die Fäden sind vermehrt in weiß-grau gehalten aber im oberen Drittel sind hellrosa Bahnen gezogen. Es erinnert an Geschirrtücher, die tatsächlich so gefertigt und abgeschnitten wurden und stammt von 2024. Die Oberfläche scheint zu flirren. Nur das zarte rot versetzt die Komposition in rhythmische Schwingungen.

Man darf gespannt sein, welche Werke uns Natasza Niedziółka noch zeigen wird.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Natasza Niedziółka - Call and Response
01.02 - 15.03.2025

Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder
1010 Wien, Grünangerg. 1/2
Tel: +43 1 5121266, Fax: +43 1 5134307
Email: galerie@schwarzwaelder.at
http://www.schwarzwaelder.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 12-18h
Sa: 11-16h


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