Parallel Editions: Weihnachtsgeschenkkunstmesse
Eine leichte Wehmut mag passionierte Radiohörer:innen beim Betreten des Hauses in der Argentinierstraße 30a im vierten Wiener Gemeindebezirk. Hier wurde österreichische Radiogeschichte produziert und gesendet, bis die letzte Strukturreform im ORF den Sendebetrieb an andere Orte verlegte und das Gebäude der Verwertung zu Luxuswohnobjekten freigab. In der Zwischenzeit darf wenigstens die Kunst hier einziehen. So wurden bereits im November erste temporäre Ateliers von Künstler:innen bezogen und im kommenden Jahr sollen die Wiener Festwochen das Gebäude zum „Zentrum einer Republik der Liebe“ umfunktionieren.
Ein Wochenende lang steht das Haus jetzt ganz im Zeichen der vervielfältigten Kunst. Die vierte Ausgabe der Parallel Editions belegt rechtzeitig vor Weihnachten das Erdgeschoß und Teile des vierten Stockwerkes mit günstigen Drucken, Editionen und Fotografien. Kleinformatige Originalwerke auf Papier und Leinwand sind ebenfalls zu finden.
Das Standkonzept ist gleich geblieben: Die von Heimo Zobernig konzipierten, jeweils auf vier blauen Arbeitsböcken ruhende 280x207 cm messende Presspanplatten bilden das Zentrum der Präsentationen, umliegende Wandflächen können mitgenutzt werden. Rund 40 Galerien, und Produzent:innen zeigen Werke von gut 300 Künstler:innen. Die Preise beginnen bei € 5,- und enden bei gut 15.000 Euro, wobei ein guter Teil des Gezeigten im drei bis niedrigen vierstelligen Bereich liegt. Internationale Klassiker wie Shepard Fairey (Galerie Ernst Hilger, Wien) sind ebenso vertreten wie die österreichischen von Attersee und Nitsch bis Wurm (z.B bei der Galerie Bachlechner, Graz). KI-generierte Bildwelten von Anna Vollwesen finden sich bei der Omarte Gallery (Wien), Leuchtkästen mit Fotos von Projektionen im öffentlichen Raum von Julia Zdarsky aka starsky hat die Medienwerkstatt Wien im Angebot. Beinahe Schwarz in Schwarz gedruckte Piglemntprints präsentiert Georgia Creimer die Serie „Hands (out of black) auf dem Tisch von Basement und Puuul (Wien). Jenseits üblicher Drucktechniken liegen die „Apparel Prints“ von Kleidungsstücken auf Papier bei Zein Editions (Wien). Wer schon mit einer Signatur auf einem Post-it zufrieden ist, wird bei Schuman 10 fündig. Die erschreckend täuschend echt reproduzierten Signaturen berühmter Künstler:innen (U.a. von Beys, Lassnig, Kiefer u.s.w.) von Heike Schäfer kosten nur 50 €. Die Galerie Rudolf Leeb hat gemeinsam mit Götz Schrage eine Editionsbox herausgegeben, in der ehemalige Keyboarder der Band Blümchenblau Götz Schrage, 50 Jahre seines Lebens als Fotograf u.a. für das Magazin Wiener und die Arbeiter-Zeitung, Berufs-Pokerspieler, SPÖ-Bezirkspolitiker und Werbefotograf Revue passieren lässt. 50 handgefertigte Blätter fasst die Editionsbox – auch als Erinnerungshilfe auch für jene, die die 80er Jahre wirklich erlebt haben (€ 480,-).
Die Parallel Editions ist jedenfalls eine gute Möglichkeit, sich ein wenig Erleichterung vom Weihnachtsgeschenks-verkaufsstress zu verschaffen.
12 - 15.12.2024
Funkhaus Wien
1040 Wien, Argentinierstraße 30a
https://parallelvienna.com