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Daniel Spoerri 1930 - 2024

Er war nicht nur ein Titan seines Faches. Wenn man Ihn sah, stach seine körperliche Präsenz, die er auch noch als 90-jähriger ausstrahlte, ins Auge. Er war jemand der in seinem Körper ruhte.
Die Rede ist von dem Bildenden Künstler Daniel Spoerri, der am 6. November 2024 94-jährig in Wien verstorben ist.

Die Körperspannung und seine raumgreifende Präsenz rühren von seinen frühen Jahren als klassischer Tänzer. Spoerri, im März 1930 in Rumänien als Daniel Isaac Feinstein geboren, floh 1942 nach der Ermordung seines Vaters durch die Nationalsozialisten mit seiner Mutter und den fünf Geschwistern in die Schweiz. Spoerris Mutter war Schweizer Staatsbürgerin und so gelang ihr die Flucht. Daniel kam zu einem Onkel, wo er lebte und schon bald Tanz studierte. Tanz war damals für ihn eine Möglichkeit den Gram über den Verlust von Vater und Heimat aufs immer wieder Neue abzuschütteln. Bald ging er nach Paris, wo er bis 1954 klassischen Tanz und Pantomime studierte. 1959 übersiedelte er dorthin, schuf erste Objekte und unterzeichnete 1960 das Manifest Nouveau Réalisme an dem auch Yves Klein, Jean Tinguely u.a. mitarbeiteten.

Das tänzerische Element und das Bewegen im Raum kam Spoerri bei seinen berühmtesten Werken, den „Fallen Bildern“ (Tableaus Piéges) zugute. Dabei handelte es sich um schockgefrorene Situationen bei Tisch, die zustande kamen, indem Spoerri das Ende eines Essens ankündigte. Direkt danach mussten die Gäste die Gabeln fallen lassen und Spoerri fixierte die Lage der Teller und Aschenbecher mit Kleister auf dem Tisch. Die ins Senkrechte gestellten Tische wurden zum Markenzeichen seiner Kunst.

Als Spoerri in Düsseldorf gemeinsam mit Carlo Schröter 1968 das Restaurant der Sieben Sinne eröffnete - und bis 1982 führte - bot es ihm und anderen Künstler:innen viele Gelegenheiten zu Happenings und Eat Art Veranstaltungen.

In Wien fand 2012 bei Ursula Krinzinger das Dinner „Coup de dés“ statt, wobei ein Würfel über die Zugehörigkeit der Eingeladenen zur einen oder anderen Gruppe entschied. Entweder saß man vor feinstem Porzellan und exquisiten Mahlzeiten oder man hatte das „Armenlos“ gezogen und aß dementsprechend. Spoerri´s Witz und auch seine Strenge waren legendär und brachten die Adressierten zum Nachdenken.

2020 waren bei Ursula Krinzinger abgegossene Pferdeköpfe mit Lederteilen zu sehen, die auf das skulpturale Element in Spoerris Kunst hinwiesen. Er hatte 60km südlich von Siena ein ideales Grundstück für einen Skulpturengarten in den 80er Jahren gefunden, den er mit befreundeten Künstlern bespielte. Auch hier kommen bei Spoerri Bronzen zum Einsatz, halten sie doch der Witterung stand. Auch die Eat Art Bilder kann man zweifelsohne als skulptural bezeichnen.

2007 ließ sich Spoerri in Wien nieder, An der Donau, dem alten Fluss, der ihn schon als Kind in Rumänien begleitet hatte, fand er eine weitere Wirkungsstätte. 2009 eröffnete er in Donaunähe, in Hadersdorf am Kamp das Ausstellungshaus Spoerri zusammen mit einem nach seinen Ideen geführten Restaurant.

Somit hatte Spoerri sowohl in Italien als auch in Österreich immer wieder selber die Räume geschaffen um seine Arbeiten in unterschiedlichen Zusammenstellungen zu zeigen.

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass Spoerri ein leidenschaftlicher Sammler und Flohmarktbesucher war. Er hatte immer Krimskrams in der Tasche und sagte damit, dass er seine Kindheit noch immer griffbereit in seinen Taschen hätte. Was gibt es Schöneres als bis ins 94. Jahr seine Kindheit zu behalten?

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Abbildung: Danil Spoerri,

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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