Werbung
,

Yinka Shonibare - Double Dutch: Weder - Noch

In England geboren, in Nigeria aufgewachsen und später nach England zurückgekehrt, ist Yinka Shonibare prädestiniert zum Wanderer zwischen den Welten. In seinem künstlerischen Werk manifestiert sich diese biographische Besonderheit in der Thematisierung des Fremden oder genauer ausgedrückt: des Befremdlichen im Vertrauten. Vertraut sind ihm beide Kulturen: Die englische und die afrikanische. Im historistisch angehauchten Crossover bringt er westeuropäischen Oberschichthabitus mit als typisch afrikanisch geltenden, bunt gemusterten Stoffen zusammen und kritisiert mit seinen kopflosen Figurengruppen satirisch verschiedene Aspekte des Kolonialismus. Da ist einmal die auf der Documenta 11 gezeigte und dort sehr stark wahrgenommene Installation "Gallantry and Criminal Conversation". Wie kopflose Schaufensterpuppen sehen die im Rokkokostil gekleideten Figuren aus, die zwanglos grüppchenweise verteilt, Menschen bei sexuellen Handlung imitieren. Die historisierende Bekleidung besteht aus Stoffen, deren bunte Muster mit dem assoziiert werden, was man so landläufig für typisch afrikanisch hält. In einer Ausstellung mit dem mehrdeutigen Titel "Double Dutch", zu Deutsch "Kauderwelsch", bringt die Tatsache, dass diese Stoffe zwar in Afrika getragen, aber in Holland erzeugt werden, originelle Wendungen in Shonibares Frage nach kultureller Identität und seine Kolonialismuskritik. Zu "Gallantry and Criminal Conversation" gehört auch der Nachbau einer Reisekutsche des 18. Jahrhunderts, die laut Shonibare auf das ehemalige gesellschaftliche Muss, die Grand Tour, hinweist, bei der junge Engländer den Kontinent besuchten, um dort den letzten Schliff für den Umgang mit ihresgleichen zu erhalten: Reisen bildet, möchte man angesichts der von Shonibare vorgeführten éducation feststellen, auch wenn die Kopflosigkeit auf das Ende dieses ancien régime hinweist. Exotisch, bunt und prächtig, sind Shonibares Installationen wahre Eyecatcher. Sie fallen uns auch deshalb so angenehm ins Auge, weil sie mit Ausnahme der kleinen Irritationen auf den Formen europäischer Kunstgeschichte basieren. Shonibare folgt ausschließlich den visuellen Standards der westlichen Kultur. Dort liegen die Grenzen seines Konzepts: Das Crossover kultureller Repräsentationen macht Halt vor den Formen der Vermittlung, in denen es passiert.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Yinka Shonibare - Double Dutch
14.05 - 05.09.2004

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: