Living Apart Together: Wird da auch gesungen werden? / Da wird auch gesungen werden
Bilder, die hängen geblieben sind: zwei rechte Hände, die eine Mandarine schälen; ein gruseliges Panorama, aufgenommen aus dem inneren eines Flugzeugs, von Sitzreihen schlafender, und in der Aufnahme versteinerter Passagiere, schaut aus wie unter Wasser, dem 3D-Scanner geschuldet; eine Ledercouch, darauf Geschenke; ein orangener Vorhang, durch den sich orangen die Fenster dahinter scharf abzeichnen; eine Polizeistation, an der Wand ein Kalender mit Fotos von weißen Frauen in Bikini. Natürlich alles verfälscht in der Erinnerung. Verfälscht, vermischt?
Keine kohärente Sammlung, aber so ist es, wenn zwanzig Filme gleichzeitig laufen und der Blick springt, und sich das, was aus den Kopfhörern kommt, über immer anderes Bildmaterial legt.
Gestartet hat Living Apart Together als Gegenüberstellung von je vier Arbeiten der vier Künstlerinnen des belgischen Kollektivs elephy mit vier Arbeiten, teilweise historisch, teilweise zeitgenössisch, des österreichischen Kunstfilms. Im Dialog sollten Kontinuitäten gesucht werden und einmal angefangen, war es offensichtlich schwer, damit aufzuhören. So stehen am Ende den vier Arbeiten von Rebecca Jane Arthur, Eva Giolo, Chloë Delanghe, Christina Stuhlberger (elephy) eben ganze 16 andere "linsenbasierte" und drei skulpturale Arbeiten gegenüber, die verschiedene Stränge dessen aufgreifen, was das Feld "Living Apart Together" anbietet, und viel davon hat mit unterschiedlichen Formen von Grenzen und Entfernungen zu tun: Haut, Staatszugehörigkeit, transgenerationale Mutter-Tochter-Beziehungen. Ganz häufiges Motiv innerhalb dieses Netzes generationen- und medienspannender Kunst: Berührungen, die fast immer zärtlich, manchmal lustvoll sind und in der taktilen Qualität die Materialitäten "des Films" anklingen lässt: Fernsehwürfel, Projektionsfläche, 8 1/2mm Filmrollen, Vorhang: ein langer Streifen orangenen Stoffs, - wie ein Horizont! - vor dem sich die Filme abspielen (Szenografie von Yuichiro Onuma).
Ein anderes (Motiv), das Schaffen von Kunst, sozusagen der Blick in den Spiegel. Der kann raffiniert konstruiert sein, wie wenn Sasha Pirker mit der Kamera auf eine Zeichnung hält, die nach und nach das Bild von Stativ, Kamera, Filmender und Zeichnender zurückwirft (Real Time, 5', 20221). Oder es ist schockierend wie die Geschichte der Fimemacher Paul Shemisi und Nizar Saleh, die auf der Reise zu einem Screening entführt und gefangen gehalten werden (Collectif Faire-part, L'escale, 14', 2022).
Ziemlich cool - einfach paar eigene Filme zeigen, und paar Filme zeigen, die man cool findet. Und ziemlich starke Botschaft auch, in solchen "dunklen Zeiten" (Brecht), die ganz zu Beginn (am Nächsten zur Tür) zitiert werden.
14.11 - 14.12.2024
KEX Kunsthalle Exnergasse
1090 Wien, Währinger Straße 59, 2. Stiege, erster Stock
Tel: +43 (0)1 401 21-41 oder +43 (0)1 401 21-42, Fax: +43 (0)1 401 21-67
Email: kunsthalle.exnergasse@wuk.at
https://www.wuk.at/kunsthalle-exnergasse/
Öffnungszeiten: Dienstag - Freitag 13:00 - 18:00,
Samstag 11:00 - 14:00 Uhr