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Eine kollektive Reise zu Klimagerechtigkeit: gemeinsam lernen, gemeinsam handeln: Gemeinschaft, nicht Gesellschaft

Wer keinen Fetzen zufällig dabei hat, kann sich einfach einen aus der kleinen Kartonbox nehmen und in eine der bunten Stoffwürste einarbeiten. Und damit Teil eines Gemeinschaftsprojekts werden. Aus den einzelnen Würsten entsteht ein großer Teppich, zum Teil geht es einfach darum, etwas gemeinsam zu machen ohne dabei in Konsum- oder Produktionsprozesse einzugehen, zum Teil zielen die in Workshops organisierten Flecht-Sessions auch dezidiert auf ökologische und soziale Bildung der Teilnehmenden (bisher 500 Personen) ab. Auf dem Papier deckt so ein Projekt die Begriffe des Kollektiven und der Bildung, die zwei Leitbegriffe der Ausstellung "Eine kollektive Reise zu Klimagerechtigkeit: gemeinsam lernen, gemeinsam handeln", in doppelter Weise ab: im Sinne der Bildung von Gemeinschaft (derer, die mitflechten) und im Sinne der Beeinflussung "der" Gemeinschaft (durch ihre Erziehung). Eingebettet ist das in das größere Vorhaben der Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, durch sogenannte "Ankerzentren" den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Die SOHO Studios und damit die Ausstellung in deren Rahmen die Workshops stattfinden (auf welche sie aber nicht begrenzt sind, das Projekt COMMON GROUND / Johanna Preissler, Carina Riedl, Elisabeth Smejkal, läuft seit 2019), sind ein solches Ankerzentrum.

Übrigens bietet die Stadträtin bei der Eröffnungsveranstaltung die willkommene Gelegenheit, über die Mechanismen nachzudenken, die solcherart künstlerische Praktiken als eben "künstlerische" Praktiken legitimieren. Vielleicht zu reflexhaft, vielleicht zu sehr dem modernistischen Fortschritts- und Sezessionsdenken verhaftet, macht solche politische Legitimation doch misstrauisch. Aber wahrscheinlich ist das auch der falsche Rahmen, um über Kunstbegriffe nachzudenken.

Der Hingucker der Ausstellung ist eine begehbare Installation, die mit wenigen Mitteln (blauer Teppichboden, mehrere Haufen Kartonröhren, etwa wie welche für Poster) viel Raum einnimmt (dazu kommen noch - an den Wänden/ auf Tischen - Info-Fernseher, Info-Postkarten, Info-Wandtexte, und eine Soundbox) und den Preis für den süßesten Forschungsgegenstand gewinnt: es geht um Biber. Biber, und was wir -, die Menschen - von ihnen - den Nicht-Menschen - lernen können und wie dieses Wissen in der Folge uns - den Menschen - aber gleichzeitig auch ihnen - den Bibern - von Nutzen sein kann, denn die Verwertungslogik der Zukunft ist eine andere als die der Vergangenheit, statt Raubbau, bei welchem die Ressourcen ausgeblutet werden, gewinnen hoffentlich beide Seiten - Menschen haben (billigen) Hochwasserschutz und Biber haben ein gutes Leben just living their life (Beaver Lab presents: „Beaver Land“ / Franziska Thurner und Fabian Holzinger).

Am Tag, an dem Donald Trump zum zweiten Mal gewählt wird, haben diese Versuche ("gemeinsam lernen, gemeinsam handeln") etwas ohnmächtiges. Die Größe des Raums im Sandleitenhof, wo früher die Waschküche und darüber ein Kino/Theatersaal war, zeugt davon, wie vor 100 Jahren "gemeinsam lernen, gemeinsam handeln" gedacht wurde. Aber das Ergebnis vom Roten Wien war auch nicht das Beste, kann man sagen.

Mehr Texte von Victor Cos Ortega

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Eine kollektive Reise zu Klimagerechtigkeit: gemeinsam lernen, gemeinsam handeln
08.11 - 01.12.2024

Soho Studios
1160 Wien, Sandleitenhof, Liebknechtgasse 32
Email: info@sohostudios.at
https://sohostudios.at/


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