Roman Pfeffer - Me and my mother produced by my father: Das Selbst als Maß
Das Objekt an der Wand beim Eingang erinnert etwas an große Version dieser Klebe-Kulleraugen mit beweglichem Inneren, mit denen man Alltägliches oder Artifizielles in heitere Gesichter verwandeln kann, nur dass es singulär und nicht als Paar auftritt. Der Titel des Werkes allerdings bringt gleich drei Personen ins Spiel: „Me and my mother, produced by my father“. Es ist dies auch der Titel der Ausstellung von Roman Pfeffer im Wiener sehsaal, die sich, so wird es bereits auf der Einladungskarte verlautbart, mit der „ICH – (De)Konstruktion“ befasst. Im Falle der Wandarbeit kann man den Titel ganz buchstäblich nehmen, haben der Umfang des großen Kreises mit 181 cm doch exakt die Körperlänge des Künstlers, jener der Scheibe im Inneren, jene der Mutter. Produziert wurde das familiäre Arrangement vom Vater. Eine Trias im Leben wie im Objekt auf ewig verbunden, Bild gewordene Autobiografie als Kollaboration.
Überhaupt gibt in dieser Ausstellung des Künstlers Maß die Dimension der Arbeiten vor, ausgeführt sind sie entsprechend unter der Verwendung von Maßbändern. So formal streng sie allesamt vorerst wirken, erweisen sie sich allesamt als heitere Selbstporträts. „Der Künstler als Blitz“ etwa oder als Kreis, der von der Wand abstehend wirkt, als könne man ihn für einen Dompteurakt nutzen. Auch die schräge Stele in der Mitte des Raumes „The artist in a made-to-measure suit, out of balance“ entspricht in Größe und Volumen exakt dem Künstler, wobei der Überzug aus Maßbändern nachgerade als Nadelstreif eines Anzuges wirkt.
Es ist dies ein klug gewitztes, variantenreiches Drehen um sich selbst und schließlich drehen sich bei einem 28-teiligen Werk auch einzelne der Leinwandtafeln. „ME“ war ursprünglich in großen Lettern alle Quadrate übergreifend zu lesen. Doch wirkt das Selbstporträt durch das Drehen jeder zweiten Tafel um 90° etwas derangiert. Der selbstbewusst repräsentative Begriff wurde dekonstruiert und gerät beinahe zur abstrakten Oberfläche. Durch den Titel wird er allerdings „Ebenso sehr sichtbar“, was dem Jahresmotto des Ausstellungsortes entspricht.
An der Wand zum Ausgang begibt sich der Künstler nochmals in eine Konstellation einer Trias der Aneignung. Elaine Sturtevant hatte sich einst Flowers von Andy Warhol angeeignet, zwei Texte auf Leinwand beschreiben nun die eine Geste des Pops und die andere der Appropriation. Als ditte ebene legt Pfeffer nun bei jedem Vorkommen eines i, einen vertikalen Streifen über die Leinwände. Dieser „I-code“ wird sogleich als Strichcode gelesen. Ob dieser wohl weiter Informationen bergen mag?
19.09 - 11.10.2024
sehsaal
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Öffnungszeiten: Mi, Do, Fr 14-18 h