not knowing: Wer weiß
In Anlehnung an einen Essay von Eloise Sweetman sagt Monika Georgieva über den kuratorischen Ansatz hinter der Ausstellung "not knowing" im Kunstverein Eisenstadt: "Wir waren an Arbeiten interessiert, die zu zeigen die Künstler:innen unsicher waren...mit denen sie sich verletzbar machten." Das Nicht-Wissen sei zentraler Bestandteil künstlerischen Arbeitens und dem würde die Scham, mit der dieses Nicht-Wissen oft zu vertuschen versucht werden würde, nicht gerecht.
Es ist ein Rückgriff auf den Mythos der:s lauschenden, unvoreingenommenen, sensiblen Künstler:in, der es erlaubt, sich selbst fremd zu sein, zu überraschen. Den allgegenwärtigen Erklärungszwängen, die in Kunstuniversitäten, Förderungsansuchen und institutionellen Agenden herrschen wird damit eine kleine Abfuhr erteilt. Man darf das Fehlen von Wandtexten aber nicht als Affront nehmen...
Das Fehlen von Hilfestellungen setzt hoffentlich einen Prozess des aktiven Vernehmens - und Unvernehmens in Gang. Gezwungenermaßen muss sich auf Begegnungen - und Gespräche - mit offenem Ende eingelassen werden, mitsamt dem Risiko, misszuverstehen. Not macht erfinderisch. Ein Missverständnis zeigte sich zum Beispiel im Gespräch mit Alexandra Philipps, die neben einigen Fotogrammen, die von partizipatorischen Momenten leben - co-authored by nature -, auch eine Reihe von found objects ausstellt: nicht Letztere waren Ausgangspunkt des Werks, sondern die mit Gips ausgegossenen Plastikschalen, in die sie eingelegt waren.
Vor die Frage nach der Ordnung der Teile sah sich auch die Kuratorin gestellt, als sie die Bestandteile Lone Haugaard Madsens per Post verschickter Arbeit selbst konfigurieren musste. Ein Element, das sich in der Theorie recht schnell erschöpft, in der Praxis aber Möglichkeiten bietet.
In Daniel Fonattis "I guess we will have to walk" ist ein "OK" als kursiver Schriftzug in eine Holzplatte eingelegt, die in etwa die Maße des Durchgangs an der Schwelle der zwei Räume des Kunstvereins hat. Der Adressat dieses OK? Vielleicht er selbst. Der Unterton? Es kommt drauf an. Die Opazität des Holzes wird um die Qualitäten eines Spiegels erweitert. Die Holzplatte steht neben dem Durchgang. Sie gibt Weg und Blick frei, mehr eine Fehlstelle markierend als sie zu füllen. Das Angebot, sich dieser Lücke zu öffnen, sich einzulassen, auf die Gefahr hin misszuverstehen, in Sackgassen zu enden oder sich ohne Halt wiederzufinden, steht.
15.07 - 06.10.2024
Kunstverein Eisenstadt
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Öffnungszeiten: Sa 11-17, So 13-17 h