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Die gute Nachricht - es gibt eine neue Kunstzeitschrift

Die schlechte Nachricht - es gibt eine neue Kunstzeitschrift namens "Monopol". "Monopol ist das erste Magazin, das versucht, mit seinem Themenschwerpunkt das Leben ebenso zu berühren wie die spannendsten Entwicklungen in der zeitgenössischen Kunst". So viel versprechend tönt es aus dem Editorial. Doch dann kommt leider auch schon das Inhaltsverzeichnis: Artikel Nr. 1: ein Portrait von Zbigniew Rogalski - ..."er malt malende Maler und haucht der polnischen Kunst damit neues Leben ein".(Allein dieser Satz wäre schon ein Glösschen wert). Der Beitrag selbst zeichnet sich durch eine abwegige Besonderheit aus - Headlines, Seitenangabe, Titel mit Bilddetails usw. werden einfach in die Abbildungen hineingesetzt, selbst dort, wo diese keinen abfallenden Satzspiegel haben. Also ist sofort klar - wir haben es mit einem zeitgeistigen Layout zu tun. Beim 2. Artikel wird der Themenschwerpunkt "Leben" berührt. Er ist Uschi Obermaier gewidmet. Monopol: "Sie ist die Ikone der 68-er und schlief mit Kommunisten und Gitarristen" Absolut lesenswert für alle, die sich demnächst das Lesen abgewöhnen wollen. Schon von Tonio Trzebinski gehört? Für Monopol war er Afrikas größtes Malertalent. Fast wäre er Weltstar geworden. Monopol: "Es gab Gespräche mit der Galerie von Mary Boone, die zu nichts führten. Mary Boone wollte Trzebinski zu einem neuen Julian Schnabel machen. Trzebinski mochte Schnabel nicht". Da also nichts mit seiner Weltkarriere wurde, ermordete man ihn einfach vor der Haustür seiner Großwild jagenden Geliebten. Ja und dann gibts noch ein urgeiles Gruppenfoto aller wichtigen Berliner GaleristInnen in einem wasserlosen Schwimmbadbecken. Judy Lybke hatte sichtlich viel Spaß dabei, Christian Nagel einen Depressionsschub und alle anderen spielten brav auf Gruppenfoto. Dann noch ein Artikel bei dem Kunst und Leben wirklich ganz eng verschränkt sind. 1972 fand nämlich "der heikelste Kauf" des Wolfgang Joop statt. Noch dazu in Wien. 13.000,- DM blätterte er in einer Galerie für einen Ralf Peacock hin (=Kunst). Da gab es dann für seine Frau und ihm "...nur noch Stullen. Aber das war zumindest mir egal" ... "Als ich mich später von meiner Frau trennte, nahm ich eigentlich (???) nur zwei Dinge mit: meinen Kulturbeutel und dieses Bild" (=Leben). Und dann noch ein wirklich wichtiger Artikel: "Christoph Schlingensief und seine Eltern testen den BMW X3 in Dubai. Fazit: ein Auto wie eine Operation, wie Blitz und Donner und Erlösung". Am Heftende noch ein paar Kunst-Berichtchen in "Review" und voll waren die 130 Seiten. 7,- Euro kostet Monopol. Mir tut ganz schrecklich um das Geld leid.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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