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Johann Michael Rottmayr - Genie der Barocken Farbe: Gestürzte und Gefallene

Seit der Ausstellungsreihe von Werner Hofmann über die Kunst um 1800 in der Hamburger Kunsthalle in den siebziger Jahren hat sich allgemein eine klare Zäsur gebildet, was man schon als Vorfeld der Moderne akzeptiert und was noch der alten Spielart zuzurechnen ist. Die Romantik steht hüben, der Spätbarock drüben und der Klassizismus zum Teil dazwischen. Findet heute eine Ausstellung eines Künstlers der Zeit vor 1800 statt, so sucht man stets nach dessen Modernetauglichkeit. Versagt sich dieses Prädikat, bleibt das Interesse gering. Fair oder nicht: Man fragt sich angesichts von Werken der alten Kunst schon immer auch, was das dem heutigen Betrachter noch zu sagen hat. Natürlich, es gibt ein Kunstgeschichteranking, aus dem auch Kapital geschlagen wird. Das zeigte sich erst jüngst wieder bei den Wiener Ausstellungsereignissen über Dürer, Giorgione oder Rembrandt. Wie steht es aber mit den Malern des österreichischen Barock? Johann Michael Rottmayr wäre da ein gutes Beispiel, auch wenn die Ausstellung im Salzburger Dommuseum institutionsbedingt hauptsächlich religiöse Bilder zeigt, die aber ohnehin einen Hauptteil seines Œuvres ausmachen und somit wiederum repräsentativ sind. Was uns dabei auffällt, ist die Ferne dieser Bilder von allem, was uns heute fesselt. Religiöse Inbrunst und Leidensmienen sind unsere Sache einfach nicht mehr. Fern müssen diese Bilder aber auch von der äußeren Realität ihrer eigenen Zeit gewesen sein. Es finden sich darin kaum zeitgenössische Details, nichts Genrehaftes und auch keine Stilleben. Das macht sie irgendwie steril. Die Welt des Glaubens ist bei Rottmayr eine übernatürliche und überindividuelle, in der physikalische Gesetze wenig Wirksamkeit besitzen und die Darstellung der Physis stets stereotyp geschieht. Dass solche Propagandabilder der Gegenreformation heute emotional weitgehend an uns vorüber zielen, ist einer kritischen Haltung, "sich nicht dermaßen regieren zu lassen", zu verdanken, die, wie Michel Foucault feststellt, ihren Anfang mit der Reformation nahm. Die Aufklärung hat sie dann besiegelt. Für Rottmayrs christliche Darstellungen hat es sich damit erledigt. Rechnet man das religiöse Pathos weg, bleibt von seinen Bildaussagen so ziemlich nichts. Aus einer bestimmten Sicht wäre wohl auch dieser Bildersturz ein Sündenfall.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Johann Michael Rottmayr - Genie der Barocken Farbe
07.05 - 31.10.2004

Dommuseum zu Salzburg
5020 Salzburg, Salzburger Dom
Tel: +43-662-844189, Fax: +43-662-8047-1809
Email: dommuseum.salzburg@kirchen.net
http://www.kirchen.net/dommuseum
Öffnungszeiten: Mo - Sa 10 - 17, So & Feiertag 13 - 18 h


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