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Wassily Kandinsky - Der Klang der Farbe: Haupt- und Nebenfahrbahnen

"Schwelende Glut, nahendes Unheil, übersteigertes Tempo" - mit diesen Worten beschrieb Will Grohmann, Kandinskys erster Biograf, dessen revolutionäre "Komposition VII". Für das heutige Publikum erscheint dies angesichts der grassierenden dekorativen Verkitschung eines der wichtigsten Vertreter der historischen Avantgarde als ein ferner Ruf aus längst vergangener Zeit - auf die man, gemäß der Forderung des Kunsthistorikers Otto Pächt, seine Augen "einstellen" muss. Und so versucht man im Kunstforum, dem Weg Kandinskys zur Abstraktion zu folgen. Mit dem Untertitel der von Evelyn Benesch und Ingried Brugger kuratierten Ausstellung, der da lautet "Der Klang der Farbe" führt uns das Kunstforum allerdings zunächst auf eine falsche Fährte. Anzunehmen wäre, dass hier Kandinskys Beziehung zur Musik eine herausragende Rolle spielt - was sie aber in keinem größeren Umfang tut, als ohnehin auf der Hand liegt. Wie etwa die Tatsache, dass Kandinsky sich in seinen Schriften intensiv damit auseinandersetzte, seine Malerei in Zusammenhang mit Musik sah oder einen Briefwechsel mit Schönberg pflegte. Einerseits wartet die Ausstellung mit echten Glanzstücken auf: dem Imperativ des Superlativs folgend - wie man es vom Kunstforum gewohnt ist - wird besagte "Komposition VII" von 1913 sakral inszeniert: Als einzige Arbeit hängt sie in einem Raum, der an den Seitenwänden blitzblau gestrichen ist, begleitet von Fotografien, die die Entstehung dokumentieren. Ein weiteres Highlight ist die noch gegenständliche "Skizze für ?Komposition II?" von 1910, die die wichtigsten Einzelmotive vereint - wie etwa den Reiter oder den Berg. Andererseits wird die Schlüssigkeit der Präsentation im Ablauf der Ausstellung - die Zeit nach Kandinskys Rückkehr nach Russland 1915 - immer wieder gebrochen von ganz und gar nicht abstrakten, eher akademisch gemalten Veduten. Weniger wäre hier manchmal mehr. Immerhin hält man nicht hinter dem Berg mit der russischen Folklore, deren Ornamentalität Kandinsky zu einer abstrakten Form führte - auch wenn dieser Weg sich eher als Nebenpfad darstellt. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Ausstellung sich in ihrer Unentschiedenheit zwischen Haupt- und Nebenfahrbahnen immer wieder selbst ein wenig in den Rücken fällt.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Wassily Kandinsky - Der Klang der Farbe
19.03 - 19.07.2004

BA-CA Kunstforum
1010 Wien, Freyung 8
Tel: +43 (1) 537 33/10-17
Email: office@kunstforum-wien.at
http://www.kunstforumwien.at


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