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Als die Klassiker jung waren

Lange hat sich das Architekturzentrum gegen eine ständige Präsentation gesträubt. Man wollte Aktuelles dokumentieren und sah sich nicht als museale Einrichtung. Da sich im Museumsbereich aber bereits seit längerem Alternativen zu Enfiladen von Weihehallen mit ehrfürchtig wispernden Schöngeistern entwickelt haben, ist eine (semi)permanente Ausstellung in diesem Fall eine Sache, die nicht nur architekturinteressierte Touristen freuen wird, sondern bei der auch jene Einheimischen, die selbst bei eher peripherem Kenntnisstand aus einem fixen Repertoire festgegründeter Ansichten zu schöpfen pflegen, einiges an Horizonterweiterung mitnehmen können. Die Ausgangslage ist die denkbar beste: An Materialien war der Grundstock der Österreich-Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums Frankfurt noch vorhanden und harrte ohnehin einer Verwertung. Was die Bestandsaufnahme, Quellenforschung und ?auswertung betrifft, so hat man das enorme Glück, auf das Archiv Friedrich Achleitners zurückgreifen zu können, das dem AZW als "Vorlass" zur Verfügung steht. Die erste Etappe umfasst die Jahre 1850-1918 mit dem Schauplatz Wien und nennt sich "Prolog". In vieler Hinsicht war diie Secessionszeit freilich bereits ein Höhepunkt. Neben (zweisprachigen) Präsentationen der Klassiker von Wagner, Hoffmann, Plecnik, Loos und dem frühen Frank fanden auch wichtige Figuren wie Friedrich Ohmann, Carl König oder der Späthistorist Ludwig Baumann Aufnahme, der Wagners Postsparkasse den neo-mariatheresianischen Paukenschlag des Kriegsministeriums gegenüberstellte. Zur Bautenpräsentation in h-förmigen Modulen (mit zeitgenössischen Filmausschnitten) kommt neben zum Blättern einladenden Reprint-Folianten ein an der Wand entlanglaufendes "Zeitregal", das sich bereits auf das gesamte 20. Jahrhundert bezieht. Kontraproduktiv ist hier nur die überdesignte Gestaltungslinie des Büros Walking Chair: Die Jahreszahlen sind in der eigens entwickelten Schrift teilweise kaum zu entziffern.
Mehr Texte von Iris Meder †

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