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The Fest - Zwischen Repräsentation und Aufruhr: Die Ausstellung als rauschhaftes Erlebnis

Eine Ausstellung wie ein kräftiges Statement. Als Lilli Hollein vor gut zwei Jahren zur neuen Direktorin des Wiener Museums für angewandte Kunst ernannt wurde, trat sie unter anderem mit dem Vorhaben an, in „den Präsentationen die Sammlung zu kontextualisieren und zu verknüpfen“, Geschichte wie Geschichten aus einer heutigen Perspektive zu erzählen. Das, so lässt sich vorab feststellen, ist mit der ersten unter ihrer ihrer Leitung konzipierten Ausstellung „The Fest – Zwischen Repräsentation und Aufruhr“ gelungen. Gleich das Entree zur Ausstellung gibt den Blick frei, auf ein dichtes Szenario dessen, was feiern durch die Jahrhunderte alles zu bieten hat. Und das ist wirklich einiges. Neben all den Objekten rund um die prunkvoll gedeckte Tafel in den gängigen Materialien, neben Kleidern und Kostümierungen, Raumaccessoires wie Möbel, Spiegel und Luster, beherbergt das MAK seiner Widmung entsprechend ebenso Ephemera, wenig kostbar, einzig auf die aktuelle Verbreitung der Existenz eines Events ausgerichtet. Es sind dies Fahnen, Dekorationen, Memorabilia und Dokumentationen in den medialen Darbringungen der jeweiligen Zeit, wie auch speziell gestaltete Einladungen, Eintrittskarten, Plakate, die nur kurzfristig verbreitet wurden.

Die These zum Thema liefert die Kulturhistorikerin Brigitte Felderer , die als Gastkuratorin (Co-Kuratorin Olga Wukounig) gleichsam als Zeremonienmeisterin fungiert: „Feste sind und bleiben Mittel und Medien, Rituale und Systeme, die unterhalten mögen oder auch nicht. In jedem Fall ist das Fest eine Möglichkeit, um Gedächtnis zu bilden, um Zugehörigkeit zu demonstrieren, im allerbesten Sinn Solidarität zu behaupten, Selbstermächtigung zu zeigen. Bei Festen tanzen wir auf Vulkanen, verlieren einen nächsten Tag aus dem Blick und versichern uns doch unseres Lebens, unserer Geschichte, der großen wie vieler kleiner.“

Ob das in der Umsetzung funktioniert? Opulent ist es geworden und um im Jargon den Feierns zu bleiben, nachgerade rauschhaft in der Präsentation der Exponate wie in der Kombinatorik der Epochen. Die Themen sind klar definiert und entsprechend wenig zu einem Narrativ verbunden, die Texte den momentanen Anforderungen an Sensibilität in allen Belangen entsprechend sehr ambitioniert - Feierlust und Partylaune stehen dem eher konträr gegenüber. Doch leisten dies mehrfach gegenwärtige Positionen, die kommentierend, komplettierend, kritisch wie komisch eingreifen. Thomas Hörl beispielsweise stattet die porzellanenen Figuren des Zwettler Tafelaufsatzes mit Hütchen, Schärpen und anderen Accessoires aus, Kendell Geers setzt eine Reihe von Glasentwürfen mit einem sehr buchstäblich aufgefassten Glas mit dem Titel „Kocktail“ fort, Petra Bacher konstruiert aus Karton, Zucker und Marzipan, Torten, die sich an Modeentwürfen orientierten. Es sind mehr als 30 zeitgenössische Positionen, die sich unter die historischen mischen, vielfach sind sie als Interventionen zu verstehen.

Als besonderen Coup kann man das Ausstellungsdisplay von Peter Sandbichler bezeichnen. Er ist angetreten, die Idee vom Taumel des Rausches aufzunehmen und es in einem Spiel zwischen Illusion und Wirklichkeit zu vermitteln. Es ging ihm weniger darum, führt Sandbichler aus, eine Kulisse oder Szenografie zu schaffen, sondern um eigenständige Erlebnisse mit Skulptur, um „physisch wahrnehmbare Eindrücke, in die es auf mehreren Ebenen einzutauchen gilt.

In der ganzen dargebrachten Fülle lässt sich die Ausstellung, mit der sich das MAK nicht zuletzt selbst feiert, mit einem rauschendem, rauschhaften Fest vergleichen. Nicht mit jedem tauscht man sich aus, nicht alles kann man später genau memorieren. Doch bleiben, Bilder, Konstellationen, vielleicht auch Emotionen. Derlei wird nicht immer funktionieren, doch als initiales Statement ist es ein Feuerwerk.

Mehr Texte von Daniela Gregori

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The Fest - Zwischen Repräsentation und Aufruhr
14.12.2022 - 07.05.2023

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


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