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Gewebte Poesie

Nähert man sich dem Uniqa Tower vom Wienfluss kommend, so fällt der erste Blick auf den nüchternen, unbegrünten Vorplatz des Gebäudes mit dem in Stein gemeißelten Logo der Versicherung. So viel Potenzial und Charme der Platz durch seine Lage gegenüber der Urania auch hätte, so karg und bescheiden wirkt er. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die künstlerischen Interventionen Eva Petričs zunächst nur als farbige Akzente sichtbar sind. Nahezu zierlich schmückte die slowenische Künstlerin die beiden, das Uniqa Logo tragenden, quaderförmigen Betonblöcke mit farbigen, zylindrischen Plexigläsern, die den Eindruck erwecken, als wären sie schon immer dort gewesen. Es ist die kreisförmige Bewegung des Logos, die die Künstlerin in die Gestaltung ihrer „Drops of Worlds“ aufgenommen hat. So ist der Kreis für Petrič nicht nur Symbol des Ganzen und der Einheit, sondern vielmehr auch etwas Vollkommenes, das sich vor allem dann widerspiegelt, wenn die Sonnenstrahlen durch das unterschiedlich gefärbte Plexiglas scheinen.

Unter dem Titel „Celebrating Life“ präsentiert die in Wien, Ljubljana und New York lebende, medienübergreifend arbeitende Künstlerin ihre Werke im Innen- und Außenbereich des Uniqa Towers. Spätestens beim Betreten des Foyers wird die Ausstellung dem Titel gerecht. Denn hier schmücken den gläsernen, lichtdurchfluteten Eingangsbereich Petričs „Trees of Life“, die künstlerisch an das „Collective Heart“ oder die „Corona Rose“ (aktuell im Stephansdom zu sehen) anschließen. Die zwei siebeneinhalb Meter langen und über zwei Meter breiten Textilassemblagen zeichnen sich durch Petričs unverkennbaren Stil der gehäkelten und recycelten Spitzendeckchen aus, die sich als zu Lebensbäumen geformte Totems manifestieren.

Während sich die frühen raumgreifenden Arbeiten Petričs noch in organischer Form netzartig durch den Raum gesponnen haben, nehmen die „Trees of Life“ (wie die „Corona Rose“) Form und Gestalt an. Durch die bunt gefärbten und nahezu ornamenthaft zusammengefügten Spitzendeckchen entstehen zweidimensionale Assemblagen, die durch das transparente Trägermaterial wiederum im Raum zu schweben scheinen. Petrič zeigt gekonnt, wie vielfältig sie ihren Stil einzusetzen vermag, und so entsteht der Eindruck, als hätten die „Trees of Life“ schon seit eh und je das Foyer des Uniqa Towers geschmückt.

Die handgearbeiteten, aus tausenden Schlingen gehäkelten Spitzendeckchen verkörpern für Petrič das Verwebtsein des Inviduums mit dem Kollektiv, was dem Betrachter wiederum unzählige Interpretationsmöglichkeiten zulässt. Womöglich stehen sie auch als Metapher für den Homo Sapiens, der in Petričs sphärischer, 55-minütiger Videoarbeit „Re@EVOLUTION“ (zu sehen in der Uniqa Cupola, wie Petrič den hinteren Foyer-Bereich bezeichnet) Zeit und Raum zu überdauern und die Erde zu dominieren scheint. 

Verlässt man den Uniqa Tower, so stößt man auf Petričs letzte künstlerische Intervention, die sogenannten „Uniqa Sails“, Segeln aus Spitzendeckchen, die sich charmant in die nüchterne Skulptur des dänischen Bildhauers Robert Jacobsen einfügen und den Wind des Wientals einfangen. 

Beim Gedanken, dass die Ausstellung (ausgenommen die „Drops of Worlds“) Mitte Dezember wieder abgebaut werden soll, wird man fast ein wenig wehmütig. Bleibt gespannt abzuwarten, ob die Uniqa in Zukunft wieder eine Künstlerin/ einen Künstler in ihr Headquarter einlädt. Schön wäre es!

Mehr Texte von Désirée Hailzl

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