Manfred M. Lang,
Und gleich noch einmal ein bissl MQ
Endlich: 28.06 abends/nachts.
Ich gehe zuversichtlich über die neue Zweierlinie-Fahrbahn aufs MQ zu.
Der Platz großzügig leer, die Fassade imperial und die Menschen strömen.
Zu Jubel Trubel Eröffnung.
Na wer sagts denn.
Fertig ist es geworden. Oder fast. Ein Fest findet statt. Oder so was ähnliches.
Da ziehen sie zielsicher ziellos herum die geladenen Gäste und Kulturadabeis. Geküßt wird bis zum Abwinken und kulturgeplaudert bis zum Gehtnichtmehr.
Und wenn das Bier schon schaumlos wärmlich ist, dann rockt der Sänger zumindest im Smoking. Eleganz muß schließlich sein.
Ein paar verwegen Unwissende wollen Kunstwerke sehen. Die Armen.
Ein MQ-Eröffnungsfest hat schließlich nichts mit Kunst zu tun ? oder sollte es?
Dafür hat das Feuerwerk begeistert. War sicherlich teuer ? aber was solls.
30.06 nachmittag.
Ich fahre auf der schönen neuen Zweierlinie-Fahrbahn mit meinem schönen alten Auto.
Ich blicke Richtung noch immer festendes MQ ? und siehe da, die Welt ist wieder wienerisch in Ordnung.
Der Platz mit der imperialen Fassade ist gottseidank nicht mehr leer.
Ein paar Bierzeltchen begrüßen verschandelnd die Besucher. Papierabfälle trudeln malerisch durch die Gegend. Eine Menge MQ-Sesselchen - die, die noch nicht von Loveparade-Liebhabern entführt wurden - stehen und liegen schlampig herum. Zugegebenermaßen ? das ganze wirkt etwas ärmlich im Vergleich zum niederverrammelten Rathausplatz, aber im Ansatz erkennt man schon die stimmige Absicht. Nur keine coole Leere aufkommen lassen. Denn ein klares und unverkitschtes Kunstquartier in Wien ? ich meine das wäre ja wirklich unerträglich.
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