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Endre Tót - Semmi Sem Semmi. Curated by Róna Kopeczky: Who is Afraid of Nothing?

Im Rahmen der vierzehnten Ausgabe von curated by, dem herbstlichen Galerienfestival in Wien, zeigt die Galerie Christine König Arbeiten des ungarischen Künstlers Endre Tót.

Das Festivalmotto von „curated by“ ist heuer das ungarische Wort „Kelet“. „Kelet“ heißt übersetzt „Osten“. Angeregt und in die Diskussion geworfen von dem belgischen Impulsgeber Dieter Roelstraete treibt es in den Wiener Galerien unterschiedliche Blüten. Das diesjährige Motto ist ein weit dehnbarer Begriff und rückt durch den Ukraine Krieg nochmals in den Fokus der politischen und kulturellen Auseinandersetzung. Aber auch der historische und gegenwärtige Antagonismus von West und Ost soll bei dieser Themenstellung berücksichtigt werden.

Der heute 85jährige ungarischer Künstler Endre Tót, der seit 1978 in Deutschland lebt, hat mit seinen (historischen) Arbeiten eine poetische Geschichte der Unterdrückung geschrieben. In der Ausstellung bei Christine König sind Arbeiten aus der Serie „0“ - Banner mit der Zahl „0“, „0“ auf Leinwand gemalt oder Fotografien von „Zero Demonstrationen“  – zu sehen. Die Null steht für das mathematische Nichts. Es ist eine Präsenz von Abwesenheit, die Bezug nimmt auf das Demonstrations-, Rede- und Druckverbot. Die Abwesenheit von politischer Partizipation durch Nicht-Artikulation wird mit dieser Null auf eine absurde nonkonformistische Art und Weise zur Geltung gebracht.

Ähnlich humorvoll und ironisch sind die Arbeiten „Joy“ zu sehen, die auch ab 1971 entstanden sind. Darin begeht Tót einfache Handlungen wie mit dem Gesicht vor einer Wand stehen, wobei er im Text dazu seine Freude über das Gelingen der Handlung ausdrückt. Es handelt sich dabei um Prints auf Papier.

 „I am glad, if I can do like this“, „I am glad if I can stare at the wall“, „I am glad if I can read Lenin“, sind einige Beispiele, in denen sich der Künstler über das Gelingen banaler Handlungen freut, die in der Galerie Chistine König zu sehen sind.  

Die konzeptuelle Kunst bestimmt nach der Malerei die Anfänge der künstlerischen Praxis von Endre Tót. So ist er auch als Vertreter der Mail Art zu entdecken, der Gestaltung von Postkarten oder Zeitschriften und des Versendens an internationale Künstler. Dies war oft die einzige Möglichkeit hinter dem Eisernen Vorhang sich mit Kollegen auszutauschen. Und er stand mit Künstlern wie, John Armleder, George Brecht, Ken Friedmans, Dieter Roth, Daniel Spoerri, und Ben Vautier in Kontakt.

Bei Christine König sind weiters sogenannte „Rain“ Arbeiten zu entdecken, wobei Tót über eine Postkarte das Zeichen „/“ laufen lässt und einen Kommentar in die Bildmitte tippt.

Die Abwesenheit von Bildlichem und das Wissen um unser kollektives Gedächtnis thematisiert die Arbeit „Der Mord von Dallas. John F. Kennedy erschossen“, 1999. Das Bild ist geschwärzt nur die Bildunterschriften erinnern uns an das Dargestellte, das wir oftmals schon gesehen haben. In diesen Arbeiten geht es ebenfalls um wahrnehmbare Abwesenheit des Imaginierten und um seine dennoch vorhandene Präsenz. Die Form des Imaginierten ist das schwarze Nichts.

“Who is afraid of Nothing?” lautete der Titel einer Ausstellung von Endre Tót 1999 im Museum Ludwig in Köln. Bei Christine König kann man auch diese Frage stellen. Auch in Bezug auf die Auseinandersetzung mit dem Festivalthema „Osten“. Es ist ein historischer aber weiterhin aktueller Blick den die Kuratorin Róna Kopeczky auf dieses Thema wirft.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Endre Tót - Semmi Sem Semmi. Curated by Róna Kopeczky
09.09 - 08.10.2022

Christine König Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 1a
Tel: +43-1-585 74 74, Fax: +43-1-585 74 74-24
Email: office@christinekoeniggalerie.at
http://www.christinekoeniggalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 12-18h
Sa 12-16h


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