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Eine kulturelle Sommerreise in die slowenische Hauptstadt Ljubljana

Als das heutige Slowenien zu Monarchiezeiten noch Teil des Kaiserreiches war entwickelte sich die Hauptstadt das Herzogtum Krain mit dessen Hauptstadt Laibach zu einem kulturellen Hotspot. 

Kaum bekannt ist, dass Feldmarschall Johann Joseph Wenzel Radetzky von Radetz das Herrenhaus Tivoli, ursprünglich als Schloß Unterthurn errichtet, ab 1852 hier sein Domizil hatte. Heute beherbergt das Schloßgebäude den Sitz des International Centre of Graphic Arts, das seit 1955 die Biennial of Graphic Arts veranstaltet und regelmäßig Ausstellungen mit dem Schwerpunkt Graphik zeigt. 

Das Nebengebäude, ein klassisches Schweizerhaus dient heute Künstlern als Atelier. Neben Janja Kosi (die eine Serie zu IKEA umfangreich dokumentiert hat), Zora Stančič (die in Sarajevo an der Akademie studiert hat und Druckgraphik unterrichtet zeigt u.a. in der neuen Ausstellungshalle Cukrarna ihre überarbeiteten Seidentücher) und Miha Štrukelj (der im Herbst  in der Galerie Ernst Hilger eine Ausstellung hat) gibt es noch zahlreiche Artists in Residents. Im Erdgeschoß befindet sich zudem das permanente Atelier von Stojan Batič, der ab 1954 in den Räumlichkeiten arbeitete. Seit seinem Tod 2015 wird sein Schaffen bewahrt. 

Durch die von Joze Plečnik geschaffene Promenade geht es bergab in die Innenstadt. Diese zeigt zum 150. Geburtstag ihres großen Meisters, der die slowenische Hauptstadt als Gesamtkonzept gesehen hat, die großartigen Leistungen auf. Seine Hinterlassenschaften wurden 2021 von der UNESCO in die Liste der schützenswerten Stätten aufgenommen. 

Der Schüler von Otto Wagner war in Wien und Prag tätig, bevor er 1921 in seine Heimatstadt Laibach zurückkehrte. Er gestaltete das Stadtbild neu. Neben dem Bau von Brücken über den Hauptfluß Ljuljanica gestaltete er auch den Flußlauf. Plečnik schuf Platzarchitektur, baute Kirchen und die Nationalbibliothek. Sein Wohnhaus, in dem er auch unterrichtete ist heute als Museum für die Öffentlichkeit zugängig. Im Ethnographischen Museum wird die Lectarija von Plečnik gezeigt. Dieses Edelgeschäft für Möbel, Licht und kleinen Objekten entstand 1939 und zeigt die bis heute moderne Geschäftseinrichtung. Ein zweites Geschäft, das Joze Plečnik geschaffen hat ist die ebenfalls im Museum mit Inventar ausgestattete Krbavčič, eine Manufakturboutique für Kerzen und Honigprodukte. 

Unweit des Ethnographischen Museum befindet sich das +MSUM, das Museum für Gegenwartskunst. Neben einer Dauerausstellung gibt es auch Sonderausstellungen wie eine Videoinstallation von Ana Likar. 
Nur wenige Schritte davon entfernt agiert die alternative Kunstszene der Stadt, Metelkova. Künstler arbeiten in dem autonomen Gebäudekomplex vergleichbar mit dem Kopenhagener Stadtteil Christiania. 

Die neueste Ausstellungshalle, ein Prestigebau ist die ehemalige Zuckerfabrik Cukrarna Gallery, die im September 2021 als neue Halle für Gegenwartskunst und Performance eröffnet hat. Meta Grgurevič bringt mit ihrem für Menschen gebauten Hamsterrad eine mechanische Schreibmaschine zum schreiben. Die Ausstellung Returning The Gaze zeigt einen guten Überblick über die slowenische Gegenwartskunst. In einem Nebengebäude zeigt Created in Slovenia, eine vom Center for Creativity zusammengestellte Überblicksausstellung. 

Während viele Namen aus der Kunstgeschichte in den Museen uns nicht bekannt sind überrascht das Nationalmuseum (National Gallery of Slovenia) mit einer eigenen Ausstellung des am österreichischen Markt präsenten Zoran Musič.  
Aber auch die beiden Sonderausstellungen der Künstler Elda Piščanec und Kipar Ivan Štrekelj sind sehenswert – so wie im übrigen auch das Gebäude für sich und die an die Monarchie erinnernden Werke des 19. Jahrhunderts im oberen Stockwerk. 
Und dann bietet sich auch noch das Museum of Modern Art Slovenia mit Werken slowenischer Künstler des 20. Jhds. an. 
Auch die Galerienszene ist einen Besuch wert. Einige Galerien sind von internationalen Messeteilnahmen bekannt, andere eine Überraschung. 
Die Photon Gallery zeigt gegenwärtig Photographie aus dem Osten (und hat mittlerweile auch eine Dependance in der Wiener Zieglergasse). 
Die Galerie Dobra Vaga ist allein ob ihrer Lage ein Kuriosum. In Teilen der ehemaligen Fischhalle – unter dem historischen, ebenfalls von Plečnik gestalteten Markt – bieten junge Künstler Editionen und Originale zu sehr moderaten Preisen an.  
Der Ravnikar Gallery Space zeigte gerade Bart Lunenbergs Ausstellung Ashes in einem City Shop und Maja Babič Košir in einem Wohnraum-Art Space. 
Spannend auch die City Gallery, in der im Frühjahr 2022 auch die Privatsammlung des Wiener Galeristen Ernst Hilger gezeigt wurde. 
Die Galerija Fotografija widmet sich alleinig dem Medium der Photografie. 
In der Škuc Gallery ist noch bis September die Gruppenausstellung „ I’ve seen the future baby, it’s sexy“ zu sehen. 
Luka Savič, Duša Jesih und Dušan Mandič werden mit Einzelpräsentationen in der Galerija Kos, einer Passagegalerie gezeigt. 

Insgesamt ist die Laibacher Kunstszene sehr aktiv, sehr umfassend und sehr der von slowenischen Künstlern geschaffenen Kunstwerken verbunden. Neben einer architektonisch sehenswerten Stadt ist auch die Kunstszene einen Besuch wert. 

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Websites:
International Centre of Graphic Arts: http://www.mglc-lj.si
Moderna Galerija und +MSUM: https://www.mg-lj.si
Cukrarna Gallery: https://cukrarna.art
Photon Gallery : https://photon.si/
Dobra Vaga : https://dobravaga.si
Ravnikar Gallery Space : https://ravnikargallery.space/
City Gallery : https://mgml.si
Galerija Fotografija : https://galerijafotografija.si/
Škuc Gallery : https://www.galerijaskuc.si/

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Der Text entstand im Zusammenhang mit einer Kunstreise der Knoll Galerie Wien / Budapest. 

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