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Art Basel: Fast so wie immer

Endlich wieder eine richtige Art Basel. Und alle, alle sind gekommen. Sammler wie die Horts und Rubells, Kuratoren von Carolyn Christov-Bakargiev bis Hans-Ulrich Obrist und Sport-Prominenz wie Günther Netzer und Roger Federer – alle konnte man sie zur Eröffnung durch die Hallen schlendern sehen oder plaudern unter den Bäumen, die der Landschaftsarchitekt Enzo Enea im Rundhof der Messe installiert hat. Schatten ist auch bitter nötig bei der Rekordhitze, die auf ein Thema verweist, das zumindest in der auf der Art Basel verhandelten Kunst aktuell weniger prominent ist als Dekolonisierung, Rassismus und alle möglichen Formen von Ungleichheit. Dabei dürfte der Klimawandel viele dieser Themen eher noch verschärfen.

Doch von der finanziellen Ungleichheit profitiere nicht zuletzt die Art Basel, wie ihr Chef Marc Spiegler kürzlich in einem Interview mit FAZ argumentierte, da sich durch die Umverteilung von unten nach oben mehr Menschen Kunst leisten könnten. Und er scheint Recht zu behalten, denn die Geschäfte laufen allem Anschein nach gut nach zwei Jahren Flaute. Die Vollzugsmeldungen der Galerien starten zumeist wieder überhaupt erst im sechsstelligen Bereich; in der jüngsten Vergangenheit listeten selbst große Galerien auch schon mal Verkäufe im unteren fünfstelligen Bereich.

Beim Angebot übten gerade die ganz großen Player hingegen ein wenig Zurückhaltung – einen kapitalen Warhol oder Basquiat sucht man vergebens. Und so dürfte der monumentale „Spider“ von Louise Bourgeois, den Hauser & Wirth zur Feier seines 30-jährigen Bestehens in die Koje gequetscht hat, mit 40 Millionen US-Dollar möglicherweise der teuerste Abschluss der Messe sein. 

Der Nachwuchs findet sich naturgemäß in Basel selten, zu hoch sind die Teilnahmekosten für unsichere und dazu noch niedrigpreisige Ware. Doch lassen sich hier durchaus nicht nur die gerade angesagten Shootingstars der letzten New Yorker Auktionssaisons finden, sondern auch deren Vorläufer, dann eher buchstäblich am Rande. Barbara Thumm aus Berlin etwa zeigt in der Features-Sektion den 1954 geborenen Senegalesen El Hadji Sy, der seit den 70er Jahren mit politischen Inhalten arbeitet. Das heißt nicht, dass sich keine spannenden Präsentationen von Kunst-Kunst fänden. Guido Baudach aus Berlin etwa hat seinen Stand von Markus Selg als bühnenartigen Raum einrichten lassen – ein echter Hingucker.

Und so ist es der Art Unlimited, dem Format für große Formate, überlassen, den zeitgenössischen Diskurs abzubilden und museale Klassiker aufzufahren. Das ist in diesem Jahr besonders eindrücklich gelungen, etwa mit Hanne Darbovens Installation "Ost-West-Demokratie" aus dem Jahr 1983, die gerade eine erstaunliche Aktualität hat. Ganz neu ist Diedrick Brackens vierteiliger Monumnetalfries aus Stoff „Tikar/Meja“. Er beschäftigt sich mit dem Umgang mit Denkmälern für Kolonialisten und Sklavenhalter. So ist für beinahe jeden etwas dabei, sei es auf der Hauptmesse oder der Unlimited. Für den kleineren Geldbeutel muss man weitgehend auf den Satellitenmessen umschauen. Also fast alles so wie immer.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Basel
16 - 19.06.2022

Art Basel
4005 Basel, Messe Basel, Messeplatz Halle 1 und 2
http://www.artbasel.com


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