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Hans Weigand - Rider in the Storm: Get over it!

Zu Beginn der Ausstellung von Arbeiten Hans Weigands (geboren 1954 in Hall in Tirol), das monumentale Bild einer Welle, eingefangen kurz über ihrem Zenit. Die schraffierende Linie des Holzschnitts stellt den ornamentalen Pomp und die Dramaturgie von Aufstieg und Fall deutlich aus. Ein Naturereignis als kosmische Konstante, unendlich oft wiederholt, von der Natur wie in der Kunst. Schon bald entwickelt sich daraus ein Sturm, der die Tempel und Heroen von Vergangenheit und Gegenwart verschlingt. Jesus ist schon in die Fluten gestürzt, die Hochhäuser des Modernismus und Barock fallen. Noch scheint sich der Reiter unter den höllischen Riffs seiner Gitarre zu retten, der Surfer die Wellen zu reiten vermögen, der Atompilz aus der Ferne ganz schön, eigentlich. Aber der Pegel steigt, und die letzten Palmen der Südsee sind in Gefahr. Der Fortschritt zeigt sein wahres Gesicht, eines der Hybris. Die bunten Farben der Batik, des psychedelic rock tünchen sich rostfarben, Megawellen türmen sich auf, die Schönheit von Naturgewalt und Klimax verstört.

Merkwürdig zwischen den zwei Polen der Apotheose und Apokalypse hängen diese Bilder. Uneins in dem Wissen um das Scheitern einer Vision, die nur Gutes für die Welt im Sinn hatte, aber viel Schlechtes nicht verhindern konnte, und dem Willen, daran um jeden Preis festzuhalten, den Wellen zu trotzen, notfalls wissentlich hineinzureiten, den Untergang im Wahnsinn zu wählen. Die verständliche Haltung einer schuldigen und schuldbewussten Generation, nur: es hat sich noch niemand nicht schmutzig gemacht. Es hilft nichts, das Verflossene anzuprangern, ihm gleichzeitig aber nachzutrauern. Schlimmer noch, es ist zerstörerisch in seiner Handlungsunfähigkeit. Die Faszination für das Böse erlaubt keine Hemmungen, Heavy Metal hört man laut oder gar nicht. Aber hier wird mit Handbremse gemalt. Die Ambivalenz des Menschenbilds, das die Drucke transportieren hätte vielleicht das Potential, als Mut zur Widersprüchlichkeit verstanden zu werden. Denn die Menschen sind die, die leiden und dafür Lösungen finden, aber natürlich sind sie auch die mit den Waffen, die, die feiern, während andere untergehen. Sie sind Töchter und Söhne Gottes genauso wie Luzifers, hölzerne Automaten und Abkömmlinge von Affen. Und auch das Andere – die Natur – bleibt in der Charakterisierung unscharf. Mal erobert sie, dann wird sie erobert, mal überhöht, dann wieder degradiert dargestellt. In Summe aber sind die Motive plakativ und ihre Deklination inkonsequent. Die Abrechnung wirkt scheinheilig und schal.

Sucht man nach Humor, so wird man ihn in den Arbeiten – etwas zynisch – finden. Und immerhin stößt Hans Weigand die Frage an, inwieweit Deutlichkeit gefordert werden muss und wird, und welche Haltung – von einem selbst.

Mehr Texte von Victor Cos Ortega

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Hans Weigand - Rider in the Storm
19.05 - 21.08.2022

Albertina
1010 Wien, Albertinaplatz 1
Tel: +43 1 534 83 -0, Fax: +43 1 533 76 97
Email: info@albertina.at
http://www.albertina.at
Öffnungszeiten: Tägl. 10-18h, Mi 10-21 h


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