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paper positions: Mit Kunst unterm Arm

Hier trägt der Kunde die Kunst noch selbst nach Hause. Immer wieder verlassen am Wochenende Besucher der Paper Positions das repräsentative Gebäude der Telekom in der Nähe des Gendarmenmarkts mit Bildern unter dem Arm. Zumeist handelt es sich dabei nicht um die klassischen Kunstszenegänger, sondern um klassisches Bürgertum. Der Endverbraucher, der sich etwas Schönes für das Zuhause kaufen möchte, ist das traditionelle Zielpublikum dieser Veranstaltung wie ihrer Schwester Positions im Herbst.

Von der bisweilen fragwürdigen Qualität der ersten Ausgaben ab 2014 bzw 2017 (Paper) hat sich die Veranstaltung jedoch emanzipiert. Martin Kudlek aus Köln hat unter den Besuchern einige Kuratoren, nicht nur aus Berlin, sondern aus ganz Deutschland gesichtet.

Klassische Moderne auf Papier kann bei Thole Rotermund auch schon mal an der Schwelle zur Sechsstelligkeit kosten, etwa bei Aquarellen von Lyonel Feininger. Sogar dafür gebe es hier ein Publikum, erklärt der Hamburger. Zum ersten Mal dabei ist auch Art Basel-Teilnehmer Jörg Maaß, der zum Teil das gleiche Segment vertritt, das Forum allerdings für seine lebenden Künstler nutzt. "Es macht mir einen Riesenspaß", freut er sich, "weil ich hier ein ganz anderes Publikum sehe als sonst mit meinem klassischen Programm in der Galerie."

Die wahrscheinlich preiswerteste Arbeit auf der Messe kam von Paper Positions selbst, eine Edition des ukrainischen Künstlers Artjom Chepovetskyy, die in einer 100er-Auflage zu 100 Euro zugunsten von Be an Angel e.V. angeboten wurde und schon am Eröffnungsabend ausverkauft war.

Der Aufschwung der beiden Positions-Messen ist nicht nur das Verdienst ihrer Organisatoren, die mit Beharrlichkeit und Serviceorientung über die Jahre an der Qualität der Messe arbeiten. Ihr Angebot ist in Berlin auch alternativlos, nachdem die von der Kölnmesse als art berlin übernommene abc schon kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie aufgegeben hat. Trotz des Erfolgs soll die Messe nicht wachsen, erklärt Direktor Heinrich Carstens, nicht zuletzt weil das dem Medium Papier widersprechen würde. "Das immer wachsen wollen und müssen schränkt einen auch ein und führt dann zu Fehlern. Wir sind total zufrieden, so wie es ist." Es sei leichter, die Qualität in so einem klar umgrenzten Rahmen zu steigern.

Es ist daher naheliegend, dass hier inzwischen auch renommierte Berliner Standesvertreter wie Nothelfer, Schwarz Contemporary oder FeldbuschWiesnerRudolph ausstellen. Die Erstteilnahme letzten Herbst sei eine spontane Entscheidung gewesen, erklärt Ben Kuckei aus Berlin. Sie hätten endlich mal wieder eine Messe machen wollen und ihre Künstlerin Fiene Scharp ebenso spontan für eine Solopräsentation gewinnen können. Die sei dann prompt komplett verkauft worden. Daher die Wiederkehr in diesem Jahr, jetzt wieder regulär parallel zum Gallery Weekend.

Rupert Pfab aus Düsseldorf war quasi zur Wiederkehr verpflichtet, nachdem seine Künstlerin Nora Schattauer bei der Erstteilnahme letztes Jahr prompt den paper positions award gewonnen hatte, der mit einer Einzelpräsentation in diesem Jahr verbunden ist.

Aus Frankfurt ist Bernhard Knaus zum ersten Mal dabei. Zwar weiß er, dass die größeren Gemälde auf Papier von Mark Francis zu 19.500 Euro es eher schwer haben dürften, hier auf Anhieb Käufer zu finden. Er wolle den Künstler, den er seit knapp zwei Jahren vertritt eine Plattform in der Hauptstadt bieten, so seine Argumentation. Ihm gefällt nicht zuletzt die demokratische Standarchitektur, die jedem Aussteller ungefähr die gleiche Größe zuweist.

Als letzter verbliebener Messeveranstalter der Stadt haben es die Positions-Macher naturgemäß etwas leichter, sich mit einer Papier-Ausgabe während des Gallery Weekends zu behaupten. Das spricht allerdings nicht nur für sie, sondern auch für den viel geschmähten Marktplatz Berlin.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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paper positions
28.04 - 01.05.2022

paper positions Berlin
10117 Berlin, Französische Straße 33 a-c
https://www.paperpositions.com/berlin
Öffnungszeiten: 12-13 (nur mit vip karte), 13-20 h
Sonntag bis 18 h


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