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Art Brussels: Neustart und Abschied

Endlich wieder Art Brussels! Zweimal musste die Traditionsveranstaltung wegen Corona aussetzen. Und jetzt ist sie eingeklemmt zwischen Art Düsseldorf und Gallery Weekend Berlin. Geschadet hat ihr das augenscheinlich nicht, auch wenn auf Ausstellerseite die deutsche Beteiligung etwas reduzierter erscheint. Der benachbarte Rheinländer war eh schon immer etwas träge und hat sich rar gemacht, und die belgischen Sammler scheinen sich andererseits in Düsseldorf nicht verausgabt zu haben. Und dann scheint auch noch die Sonne!

Brüssels Vorteil ist die Internationalität der Stadt und die Nähe zu den beiden großen Kunstzentren Paris und London. So ist offensichtlich eine größere Zahl Franzosen zur Vernissage am Donnerstagvormittag gekommen und wird wahrscheinlich am Abend wieder den Zug zurücknehmen, um nach knapp anderthalb Stunden wieder zuhause in Paris zu sein. Funktionierende Infrastruktur hat durchaus Vorteile.

Michael Callies von der Brüsseler Galerie dépendance strahlt jedenfalls zur Eröffnung: "Es fühlt sich sehr gut an! Ich mag die Hallen hier sehr." Da schwingt dann allerdings ein bisschen Wehmut mit, denn ab nächstem Jahr geht es wieder auf das Gelände der etwas auswärts gelegenen Brussels Expo; aber immerhin mit Metro-Anschluss. Doch zurück zum noch aktuellen historischen Güterbahnhof Tour& Taxis: "Die Sammler, die hier vorbeikommen, sind froh wieder zu sehen und gesehen zu werden. Mode für zuhause ist ganz schön, aber sie im Cafe zu zeigen, ist schöner", findet Callies. So sei es auch mit der Kunst. Alles, was online ist, könne das Erlebnis vor Ort und vor den Werken nicht ersetzen. Und die spontane Begegnung erst recht nicht: "Es passiert hier, dass jemand vorbeikommt, den man Jahre nicht gesehen hat. Das hat einfach gefehlt, dass man an Sachen ansprechen konnte und dass sich Dinge entwickeln. Das ist in den ersten zwei Stunden schon passiert. Es sind wirklich internationale Leute da."

Die terminliche Überschneidung mit dem Gallery Weekend Berlin sei dabei gar nicht mal ein Nachteil. So habe er schon Art Advisor aus New York getroffen, die dann am Wochenende weiterfahren. Die können hier auch in einem günstigeren Preissegment fündig werden als auf der Art Basel. In seiner Heimat zeigt er Arbeiten bis knapp 30.000 Euro. In Basel würde er wohl eher Hochpreisigeres zeigen, allein schon wegen der höheren Kosten. In Brüssel wird vom Bürger noch selbst gesammelt, daher ist bei den Preisen zumeist im mittleren fünfstelligen Bereich Schluss. Ausreißer nach oben finden sich auf der Messe allerdings in größerer Zahl. Bemerkenswert ist die hohe Dichte an Skulpturen und Großformatigem. Erstaunlich ist ebenfalls die spärliche Präsenz der international sonst so gut vertretenen österreichischen Galerien - lediglich die beiden Wiener Mario Mauroner und Raum mit Licht sind angereist.

Arne Linde ist mit ihrer Leipziger Galerie ASPN zum ersten Mal dabei, in der Sektion Discovery, allerdings mit ihrer Bewerbung für die 2020er-Ausgabe. Das sei ein bisschen grotesk, meint sie, findet aber: "Das ist so schön hier!" Es fange an mit der extrem entspannten Atmosphäre während des Aufbaus, gehe über die immer verfügbaren Ansprechpartner und reiche bis zum sehr qualifizierten Publikum aus dem Benelux-Raum und sogar, aber weniger, aus dem Rheinland. Die entspannte Stimmung ist für sie ein Zeichen, dass hier es den Besuchern tatsächlich um die Kunst gehe. Hier sei sie allerdings ursächlich, weil sie nach mehreren Jahren Art Cologne auch mal etwas anderes in der Region ausprobieren wollte. Damals kollidierten die beiden Veranstaltungen allerdings noch. Mittlerweile ist die Art Cologne in den November gerückt. Aus den alten Rivalen sind inzwischen fast so etwas wie Verbündete geworden, die im Bereich der VIP-Betreuung zusammenarbeiten. Von diesem Geist der Kooperation wünscht man sich mehr in der Kunstszene.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Brussels
28.04 - 01.05.2022

Art Brussels @ Tour & Taxis
1000 Bruxelles, avenue du Port 86 C
http://www.artbrussels.com
Öffnungszeiten: 11-19 h


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