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Invitation of the Soft Machine and Her Angry Body Parts: Verschränkung der Körper

Mit ihrem Beitrag für die Venedig Biennale versuchen Ashley Hans Scheirl und Jakob Lena Knebl die Fluidität zwischen Körper, seiner Abbildhaftigkeit sowie sexueller und politischer Definitionsmacht in einem Pluriversum der Selbstkonfrontation zu verhandeln. Unter Bezugnahme auf die 1970er Jahre werden Themen wie Pop, Design sowie die aufkommenden Genderdiskurse und Klimagerechtigkeitsbewegungen aufgegriffen und das Selbst ins Zentrum einer künstlerischen Debatte gerückt.

Wenngleich der vom Eingang aus gesehene linke Teil laut Kuratorin Karola Kraus Scheirl sowie der rechte Knebl zugeschrieben wird, erscheinen beide Protagonist:innen als multiple Charaktere in den Malereien und grafisch aufbereiteten Fototapeten quer durch den Pavillon, der mit einer Vielzahl an skulpturalen Gesten und Referenzen ausgestattet ist. Die weißen Luftröhren des ebenso in den 1970er Jahren errichteten und an eine Maschinenkonstruktion erinnernden Centre Pompidou tauchen sowohl bildlich als auch räumlich ins Blickfeld und bilden eines von vielen Versatzstücken, die die Bühne der Künstler:innen begleiten. Scheirl und Knebl bedienen sich einer Reihe an Interventionsmöglichkeiten, um den Pavillon in eine psychedelische Wunderkammer zu verwandeln, die mit einer beige/braun/orangenen Farbpalette in Einklang gebracht und von Scheirl mit einem mesmerisierenden Blau ergänzt wird.  

In Anlehnung an William S. Burroughs handelt es sich bei dieser situativen Installation um eine „Soft Machine“, bei der Körper parasitär belagert werden und schließlich zu Cyborgs oder Avataren mutieren können. Körperobjekte und Objektprothesen werden als „angry body parts“ in den Parcours eingefügt, der Momente von Kriegsszenarien genauso thematisiert wie häusliche Situationen mit ihren Interieurs, wodurch auf die zweite Welle des Feminismus in den späten 60er und beginnenden 70er Jahren mit ihrem Slogan „The Private is Political“ verwiesen wird. Hierbei spielen auch Sehnsucht und Berührung eine Rolle, wenn sich etwa bei Knebl mehrere Stoffhände als Designattribute an ihren Oberkörper schmiegen. Eine überdimensionale, von Kohlmaier Wien hergestellte, orange Hand als Polstermöbel definiert jenes Verhältnis zwischen Körperlichkeit und ihrer sozialen Konstituierung. Den Künstler:innen gelingt eine bildliche und skulpturale Verschränkung der Körper in einem visuell-sinnlich konzipierten Environment.

Mehr Texte von Walter Seidl

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Invitation of the Soft Machine and Her Angry Body Parts
23.04 - 27.11.2022

Österreichischer Pavillon - La Biennale di Venezia
30122 Venezia, Giardini della Biennale
https://www.biennalekneblscheirl.at
Öffnungszeiten: täglich 11 - 19 h, Fr, Sa bis 20 h,
Montag geschlossen außer 25/07, 15/08, 5/09, 19/09, 31/10, 21/11


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