No Go Venedig Biennale
Die Venedig-Biennale-Leiterin Cecilia Alemani wird nicht müde zu beteuern, wie sehr sie sich freue, auf der ersten Biennale „nach“ der Pandemie, endlich wieder Kunst anschauen zu können. Zugegeben: Das virtuelle Kunstschauen ist für Viele ein Grauen - aber muss man, um Kunst wieder „wirklich“ anschauen zu können, tatsächlich nach Venedig fliegen, statt das Kunstangebot der lokalen Anbieter, zum Beispiel der Museen, Kunstvereinen und Galerien vor Ort zu nutzen? Hatten wir, oder zumindest einige „Naive“ von uns, nicht während der Pandemie und seiner Lock Downs die Chance gesehen, unseren spätkapitalistischen Lebensstil mit seinen Versprechen von unbegrenzter Mobilität und nicht enden wollendem Wachstum zu überdenken?! Cecilia Alemani - ihre Ausstellung mit etwa 1433 Werken ist wohl die größte in der Geschichte der Venedig Biennale - und all die Kunstfreunde, die jetzt wieder in Scharen, wie die Lemminge, zur Eröffnung nach Venedig jetten, scheinen dieses schon wieder fröhlich vergessen zu haben. Verdrängt auch wird das Wissen um den beim Fliegen anfallenden CO 2-Ausstoss, sowie das um die fatalen Auswirkungen, die der (Kunst)Tourismus auf die längst zur Disneywelt verkommenen Lagunenstadt hat. Stattdessen wird da gefeiert nach allen Regeln der Kunst: Aperol Spritz, Preview, Party, Bussies … Dass aber gleichzeitig in Europa Krieg ist, stört da kaum jemanden, der russische Pavillon wenigstens ist ja geschlossen. Apropos Länderpavillon: Galt dieses Konzept nicht längst als unzeitgemäß? Krieg aber schweißt zusammen und nicht einmal Jungkuratoren, die bisher den (Un)Sinn von Großausstellungen inklusive Länderpavillons vehement kritisiert haben, haben jetzt Probleme, ihre patriotische Kunstpflicht karrierebewusst in Venedig zu erfüllen.
Kurz und schlecht:„The Milk of Dreams“, so das Motto dieser Biennale, erweist sich in vielerlei Hinsicht ein Stück weit als Alptraum.