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Dora Budor – Continent: To be continent…

Ein architektonisches Spiel von Sichtbarkeit, Transformation und Täuschung

Die Ausstellung „Continent” der Künstlerin Dora Budor kann als eine Reaktion auf, sowie eine Interaktion mit dem berühmten Zumthor Bau in Bregenz gelesen werden. Architektur und Institutionen im Allgemeinen als auch das Kunsthaus im Speziellen als Hortus conclusus, wird dabei von der Künstlerin gestört: Sie demaskiert die Architektur, deren Repräsentationsformen und Doppeldeutigkeiten, rüttelt an eingeschriebenen Hierarchien und Machtmechanismen und lässt dabei auch geschlechterspezifische Überlegungen miteinfließen.

Dies ist vor allem in dem aus drei Skulpturen bestehenden Werk „Kollektorgang“ erkennbar. Mit Hilfe von Latex transferiert Budor die obersten Schmutzablagerungen der unterirdisch liegenden Schlitzwände hinauf in das erste Obergeschoss, wo sie durch ihre Platzierung vor den Eingängen die Besucher_innen direkt konfrontieren. Die dicken Ablagerungen dieses üblicherweise visuell zwar versteckten, konstruktiv aber enorm wichtigen Teil des Gebäudes, – das im Englischen diaphragm wall, also Zwerchfell oder Diaphragma heißt – stehen im Kontrast zur sonst so cleanen Erscheinung des Kunsthauses. Gleichzeitig aber verschmelzen die Rückseiten aus Papierbeton des „Kollektorgangs“ wiederum mit der Architektur im Ausstellungsraum und verdeutlichen somit die architektonischen Konzepte von Sichtbarkeit, Transformation und Täuschung.

Ein Stockwerk darüber setzten sich diese drei Prinzipien in der Arbeit „Pucks (bagarreurs)“ fort. Aus Kaffeesatz geformte Hockey Pucks übersähen den gesamten Boden und lenken somit die Bewegungen der Besucher_innen. Der hierfür benötigte Rohstoff stammt aus dem Café im Neben- bzw. Administrationsgebäude und integriert diese damit in die Ausstellung. Und auch in der Arbeit „Termites“, die im obersten Stockwerk des KUBs zu finden oder besser gesagt zu spüren ist, verfolgt die Künstlerin ebendiese drei Konzepte, indem sie Sexspielzeuge im Belüftungssystem platziert. Die Vibrationen der Spielzeuge bringen die versteckten Rohre und die Luft darin zum Schwingen, und lassen sie so zumindest akustisch erfahrbar werden.

Eine Form der Übertragung, die man auch in der Serie „Love Streams“ findet, bei der Budor den Boden und die Wände ihres Ateliers mit Antidepressiva auf Sandpapier übertragen hat. „Love Streams“ komplementiert die Ausstellung mit einem sehr intimen Werk und spätestens ab da erinnert „Continent“ an die Schweizer Künstlerin Heidi Bucher und deren Zugang zur Architektur.

Mehr Texte von Bettina Siegele

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Dora Budor – Continent
19.03 - 26.06.2022

Kunsthaus Bregenz
6900 Bregenz, Karl Tizian Platz
Tel: +43 5574 48 594-0, Fax: +43 5574 48 594-8
Email: kub@kunsthaus-bregenz.at
http://www.kunsthaus-bregenz.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-20 Uhr


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