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Brigitte Kowanz 1957 – 2022

Geboren 1957 in Wien studierte Brigitte Kowanz an der Universität für angewandte Kunst, an die sie im Jahr 1997 als Leiterin der Klasse für transmediale Kunst zurückkehrte und bis 2021 Generationen von Künstler:innen begleitete und förderte.
Seit den frühen 1980er Jahren waren Raum und (künstliches) Licht die bestimmenden Elemente ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Sie hat den Raum ins Unendliche erweitert und die Grenzen von Materialität und Immaterialität erforscht. Anders als bei vielen Werken der Lichtkunst, waren ihre Arbeiten aber immer mit Information aufgeladen, vergleichbar mit den Glasfaserkabel-Netzwerken, die den gesamten Globus umspannen und unsere Kommunikation in Lichtcodes umwandeln und übertragen. Beispielgebend etwa ihre „Cable Works“, in denen sie Daten der Weltgeschichte in Morsezeichen umwandelte und durch den Einsatz von Spiegeln den Fluss der Zeit durch den Bildraum erfahrbar machte, aber auch gesellschaftspolitische Themen ins Blickfeld rückte. Im Österreichischen Pavillon auf der Biennale di Venezia 2017 war es das Internet, das sie vom Datum seiner erstmaligen öffentlichen Präsentation als offenes und öffentliches Netzwerk am 12.03.1989 über die Gründungsdaten von Google und Wikipedia und die Präsentation des ersten iPhone im Jahr 2007 in unser Bewusstsein codierte und damit Möglichkeiten und Probleme digitaler Technologien und Social Media thematisierte.

Mit ihrer „gegenständlichen Lichtkunst“ (Peter Weibel) eröffnete Brigitte Kowanz ein völlig neues Feld der Bildbetrachtung, in dem das kontemplative Versinken in den Ozean an Daten an der glasharten Grenze zum umgebenden Raum gebrochen und auf die Betrachter:innen zurückgeworfen wird. Durch die Übersetzung und „Verschleierung“ ihrer Botschaft in das leuchtende Morsealphabet, eine Sprache die den wenigsten von uns geläufig ist, führte Brigitte Kowanz ihr Werk gleichzeitig an die Grundlage aller bildenden Kunst heran, denn „Licht ist was wir sehen“ (Kowanz) und damit die Bedingung einer weiterführenden Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Kunst. Zuletzt wandte sich die beständig nach neuen Ausdrucksformen suchende Künstlerin wieder dem Tafelbild zu, „von neuem anders, anders als es vorher war“ setzte sie geometrische Codes auf reflektierende Hi-Tech Stoffe und verwies in der extrem minimalistischen Betitelung auf die Potentiale alternativer, visueller Alphabete zur universalen Verständigung.
Brigitte Kowanz, die „Botschafterin des Lichts“ ist am 28. Jänner 2022 nach langer Krankheit verstorben.

Mehr Texte von Werner Remm

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