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Neue Wilde - eine Entwicklung: Mythos malende Männer

Weg vom Konzept, lautete die Devise, Rückzug und Selbstbesinnung total waren angesagt. Einige Künstler malten, der Kunstmarkt brauchte sowieso wieder mal einen Aufschwung, und so wurden Strömungen und Gruppierungen ge- oder erfunden, gecastet wäre wirklich zu gemein gesagt. Im Gegensatz zu den Showtalenten der Talenteshows waren die "Neuen Wilden" wohl tatsächlich talentiert. Alois Mosbacher malte Hunde und Hühner, Gunter Damisch ließ in seinen pastosen Bildern kleine undefinierbare Tierchen herumkriechen, Erwin Bohatsch verschleierte die Leinwand mit Malerei und so fort. Wie die Ausstellung mit der "Entwicklung" im Titel zeigt, sind die meisten der neuwilden Maler tatsächlich nicht in ihren Anfängen steckengeblieben. Schön sind sie ja, die Bilder. Vor allem, wenn man sie so schön sakral inszeniert wie etwa Hubert Scheibls "Personal Mountains" in der Rotunde der Sammlung Essl. Was sich an den "Neuen Wilden" allerdings noch schöner beobachten lässt und was in Ausstellung und Katalog nachvollzogen wird, ist die Mythenbildung um eine - zumindest in Österreich - ausschließlich aus Männern bestehende "Gruppe". Daran sind deren Vertreter selbst oft unschuldig. Die ärgerlichste Erzählung in diesem Legendenkompendium ist die vom Feind Kunstsystem. Oft ist da die Rede von der "Bilderfeindlichkeit" der 70er-Jahre, und von der Erklärung des "Todes der Malerei", gegen die man sich gewandt hat. Damit wird ein Revolutionsgestus inszeniert, der angesichts des kommerziellen Erfolgs etwas unglaubwürdig wirkt. Eine andere beliebte Erzählung ist die von der Kraftanstrengung und von der emotionalen Intensität des Produktionsprozesses. Diese schafft ein etwas altbackenes Künstlerbild: letztlich einzelgängerisch, wirft der männliche Künstler einen genialischen Pinselstrich nach dem anderen auf die Leinwand – im permanenten Selbstzweifel; kein Wunder, er ist ja auf der Suche nach der "reinen Malerei". Dass die Malerei der Neuen Wilden ihre Qualitäten hat, steht außer Frage. Meistens dreht sie sich um sich selbst. Ob das interessant oder relevant ist? Das steht auf einem anderen Blatt.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Neue Wilde - eine Entwicklung
21.01 - 21.03.2004

Essl Museum
3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1
Tel: +43-2243-370 50 150
http://www.essl.museum
Öffnungszeiten: geschlossen


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