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Margot Pilz - >Sassy Sequences<: Kunst als Haltung

Spricht man mit Margot Pilz über ihre Projekte, überrascht es immer wieder, dass diese Künstlerin nicht schon längst mit großen Retrospektiven geehrt wurde. An der Kunst kann es nicht liegen, oder irgendwie doch, denn die spät berufene Künstlerin, denkt in Netzwerken, schafft partizipative Settings sowohl für Kolleginnen als auch für das Publikum und nutzte schon früh weniger beachtete Medien wie Fotografie, Video und Computer. Das passte wenig zu den aufkommenden Malerstars Ende der 1970er bis in die 90er Jahre und dem sich rasch entwickelnden Kunstmarkt. Und es passte vor allem eines nicht: Ihre unbeugsame feministische Haltung in einer Gesellschaft, in der die Politik gerade erste Schritte der Selbstbestimmung für Frauen ermöglichte, auch gegen den Willen breiter Bevölkerungsschichten.

Margot Pilz thematisierte den Kampf um mehr Rechte für Frauen in Fotografien wie Das letzte Abendmahl oder dem performativen Hausfrauendenkmal und setzte ihre (schlechten) Erfahrungen mit der Obrigkeit mit Serien wie Hände oder Trotz dem in Szene. Mit ihrem Kaorle am Karlsplatz (1982) nimmt sie Ideen für urbanes Leben vorweg, die erst mehr als 30 Jahre später breit umgesetzt werden. Früh greift sie auch Umweltthemen auf, wie z.B. schon 1991 mit ihrer solarbetriebenen und an das damals noch kleine Internet angeschlossenen Terminal-Installation Delphi Digital auf der Ars Electronica.

Obwohl Margot Pilz immer wieder zu Ausstellungen eingeladen wird und Kunstwerke im öffentlichen Raum realisieren kann, bleibt ein wirklicher Durchbruch aus. Erst ab dem Jahr 2005 beginnen die Ausstellungen wieder dichter zu werden und erst in den letzten Jahren, wird ihr Werk, gemeinsam mit weiteren Künstlerinnen ihrer Generation, breiter gewürdigt – bis zur Personale die ab dem 22. Oktober 2020 in der Kunsthalle Krems zu sehen sein wird.

Dem heutigen Kunstmarkt, in dem nun viele lang vergessene Künstlerinnen Beachtung finden, steht die nun 85-jährige Margot Pilz nach wie vor distanziert gegenüber. Erst mit Lena Freimüller hat sie jetzt eine Galeristin gefunden. Die aktuelle Ausstellung in der Galerie 3 zeichnet die wichtigsten Stationen in Margot Pilz‘ künstlerischer Entwicklung nach, bis zu jüngsten Arbeiten am Computer und den wenige Wochen alten Porzellanskulpturen. Vor allem aber zeigt die Ausstellung eine Künstlerin, die zwar als Ehefrau und Mutter lange Zeit Kompromisse eingehen musste, als Künstlerin aber eine unbeugsame Haltung vertritt - bis heute.

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Buchtipp:
Margot Pilz. Leben. Kunst
Leykam Graz - Wien 2021
ISBN 978-3-7001-8175-9

Die von Nina Schedlmayer verfasste Art Biography von Margot Pilz zeichnet Leben und Werk der Künstlerin mit manchmal berührender Nähe nach.

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Anm der Red.: Einen Auszug aus dem Interview mit Margot Pilz zur Entstehung der Serie "Hände" gibt es auf unserem --> Youtube Kanal

 

Mehr Texte von Werner Remm

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Margot Pilz - >Sassy Sequences<
25.09 - 13.11.2021

Galerie3
9020 Klagenfurt, Alter Platz 25 / 2.Stk.
Tel: +43 463 592361, Fax: +43 463 592361
Email: galerie@galerie3.com
http://www.galerie3.com
Öffnungszeiten: Mi u. Fr 11-18, Do 11-20, Sa 10-12 Uhr


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