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MISA Messe in St. Agnes: Das ist (auch) eine Kunstmesse

Was macht eigentlich eine Kunstmesse aus? Vor noch gar nicht allzu langer Zeit war die Antwort darauf relativ einfach: Eine Kunstmesse ist eine jährlich wiederkehrende Verkaufsveranstaltung an einem festen Ort, auf der von einem Auswahlgremium zugelassene Galerien und Kunsthändler die Werke von ihnen selbst oder eben diesem Gremium ausgewählte künstlerische Positionen präsentieren. 

Diese Zeiten sind längst dahin. Nomadische Formate und von Galerien organisierte Einladungsmessen stehen Veranstaltungen gegenüber, an denen fast jeder teilnehmen darf, der die Standgebühr bezahlt, und das ganze gibt es dann noch einmal in Online-Versionen. Die Kunstmesse ist längst kein definiertes Feld mehr. Der Berliner Galerist Johann König macht sich daher den Begriff zu eigen und interpretiert ihn auf seine Weise. Zugegeben, „Messe in Sankt Agnes“ bietet sich als Wortspiel auch an für eine Verkaufsveranstaltung in einer aufgelassenen Kirche. Aber es funktioniert auch - immerhin pilgern jetzt schon zum dritten Mal Besucher zu seinem ehemaligen Gotteshaus, um dort seiner profanen Messe beizuwohnen.

Die hat sich gegenüber den beiden Vorgängerinnen weiter professionalisiert und vergrößert. Mit der ehemaligen Auktionatorin Lena Winter (Ex-Ketterer, Grisebach, Lempertz) hat sie jetzt eine Direktorin, und sie hat sich aus dem profanen in den virtuellen Raum erweitert. Insgesamt konnten über 600 Werke zusammengetragen werden, nicht nur aus dem eigenen Bestand, sondern auch von Kollegen, Sammlern, einem Online-Händler und sogar von Künstlern selbst. Das Angebot weist ein breites Spektrum auf, von der kleinen Picasso-Zeichnung (42.000 Euro netto) über Joseph Beuys' „Capri-Batterie“ (27.000 Euro brutto) bis hin zu Jonas Burgerts Großformat „Blattschlaf“ (214.200 Euro brutto) oder den fotografischen Selbstinszenierungen von Andy Kassier (3er-Auflagen zu je 6.000 Euro netto).

In der physischen Galerie sind gut 250 Werke zu sehen, lose gruppiert zu rund einem Dutzend kuratierter „Booths“. Diese Kojen folgen keiner strikten Systematik, sondern einem pragmatischen Ansatz: Es gibt formale (Sculpture), historische (Junge Wilde, Ultra Contemporary) und ökonomische (Affordable) Aspekte. NFTs dürfen bei König natürlich nicht fehlen. Letztere werden hinten links an einer Wand auf Flachbildschirmen präsentiert. Zu prominent sollten sie wohl nicht hängen, schließlich ist die Ausstellung vor Ort eher Old School.

Das Online-Format hingegen macht einen frischen Eindruck. So frisch, dass noch nicht alles so funktioniert, wie es sollte. Auf alle Fälle sieht die Seite besser aus als fast alle Internet-Auftritte der großen Messen. Vergleichbar ist misa.art mit den millionenschweren Verkaufsportalen wie Artsy. Allerdings fehlen durchgängig noch weiterführende Angaben wie Ausstellungsgeschichte oder Provenienzen, die als Kategorien bereits angelegt sind.

Ansonsten wird Transparenz großgeschrieben. Bei jedem Werk ist der Preis angegeben und jede verkaufte Arbeit erhält ein digitales Zertifikat von Verisart. Der große Clou ist jedoch die Einbindung von Limna, einer App von Artfacts, die aus deren Ausstellungsdatenbank, den Auktionspreisen der Artnet Price Database und weiteren verschiedenen Parametern eine preisliche Einschätzung zu vielen der angebotenen Kunstwerke liefert. Wenn das Schule macht, dürfte der Kunstmarkt in Zukunft deutlich transparenter werden.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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MISA Messe in St. Agnes
10 - 22.08.2021

König Galerie
10969 Berlin, Alexandrinenstrasse 118-121
Tel: +49 30 26 10 30 80
Email: info@koeniggalerie.com
http://www.koeniggalerie.com
Öffnungszeiten: Di-Sa 11h - 6h, So 13h -18h


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