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Gekommen, um zu bleiben

Der Galerist Johann König über NFTs 

artmagazine: Welche Chancen eröffnen NFTs Künstlern einerseits und dem Kunstmarkt andererseits?

Johann König: Der Kunstmarkt ist jetzt schon digitaler, als er noch vor einem Jahr war. Diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten, denn NFTs beispielsweise gehen so wenig wieder weg wie das Internet. Ich bringe mich ein und probiere Neues aus, da man nur so konstruktiv neue Räume, sei es digital, sei es lokal, mitgestalten kann. Ich bin lieber hyperaktiv, statt in Schockstarre zu verharren. Der Kunstmarkt wird sich lokal und digital weiterentwickeln, wie wir das gerade auf den NFT Marktplätzen wie Nifty Gateway und SuperRare sehen. Dort kaufen nicht traditionelle Kunstsammler:innen, sondern die Fans der Künstler:innen, die über soziale Medien groß geworden sind. Und natürlich Crypto-Sammler:innen, die oft aus der Tech-Branche kommen und einen anderen Zugang zur Kunst haben. Diese neuen Sammler:innen sind Teil der NFT-Community auf Twitter, sie stehen in direktem Kontakt und Austausch mit den Künstler:innen, deren Werke sie auf den NFT Marktplätzen in Auktionen ersteigern. Hier sehe ich Chancen für den Kunstmarkt, aktiv zu werden und sich an eine neue Generation Sammler:innen zu wenden, die großes Interesse an Neuem haben.

Warum sind NFTs mehr als nur eine Methode, digitale Kunst zu zertifizieren und handelbar zu machen?

Der Hype um NFTs ist abgeebbt, was dazu führt, dass sich auf die Kunst statt auf Auktionsrekorde konzentriert werden kann. Mit dem Thema Blockchain beschäftige ich mich seit Winter 2019, da ich an einem eigenen NFT Marktplatz arbeite. Krypto-Kunst, also Kunst, die sich mit der Funktionsweise der Blockchain befasst, ist nur ein kleiner Bereich. NFTs können alles sein, Fotos, Videos, digitale Kunst, ja, auch Malerei und Skulptur, die dann ins Digitale übertragen werden. Online interessiert mich, wie auch offline, wie Kunst zum Erlebnis werden kann, wie also Künstler:innen Räume bespielen, in denen die Besucher:innen etwas Unerwartetes erfahren. Digitale Kunst gibt es seit vielen Jahrzehnten, der Hype um NFTs hat dazu geführt, dass digitale Kunst neben Malerei, Skulptur, Fotografie und Video rückt. Es handelt sich nicht um eine eue Ausdrucksform, sondern um eine Nische, die jetzt vom breiten Publikum entdeckt wird. Manuel Rossner, dessen digitale Einzelausstellung „Surprisingly This Rather Works“ haben wir letztes Jahr im ersten Lockdown eröffnet, arbeitet seit fast einem Jahrzehnt in virtuellen Räumen. Der digitale Besucher betritt die Räume der Galerie durch die App KÖNIG GALERIE. Rossner zeigt Objekte, die einen Parcours bilden, der mit einem Avatar abgelaufen werden kann. Seine Ausstellung ist räumliche Intervention und virtuelle Erweiterung. Bedingt durch die Pandemie hat die Kunstwelt bereits vor einem Jahr begonnen, sich für das Digitale zu öffnen. Selbst große Institutionen wie der Grand Palais und die Hamburger Kunsthalle zeigen jetzt Kunst, die mit neuen Technologien arbeitet, Rossner ist dort Teil von Gruppenausstellungen.

Wenn NFTs mit dem Versprechen antreten, die Kunst zu demokratisieren und Mittelsmänner/Gatekepper auszuschalten, warum braucht es immer noch Galeristen?

Sind NFTs mit diesem Versprechen angetreten? Es handelt sich um eine Technologie, die zuerst maßgeblich von Künstler:innen genutzt wurde, die digital arbeiten, damit sie einen Echtheitsnachweis für ihre Kunst haben. Auf NFT Marktplätzen wie Nifty Gateway, SuperRare und Foundation werden die Werke von Künstler:innen direkt an Sammler:innen verkauft. Das ist eine große Chance für Künstler:innen und den Kunstmarkt, da so mehr Menschen anfangen, Kunst zu sammeln und mehr Künstler:innen von ihrer Kunst leben können. Und natürlich wollen viele Künstler:innen weiterhin mit Galerien arbeiten, da Galerien langfristig Karrieren aufbauen und begleiten, den Künstler:innen Arbeit abnehmen, Kontakt zu Sammler:innen herstellen und Feedback geben. Instagram hat bereits dazu geführt, dass Künstler:innen eigenständig Kunst verkaufen und letztendlich doch mit einer oder mehreren Galerien zusammenarbeiten. Das wird mit Blick auf digitale Kunst sicherlich wieder passieren. Was Galerien den NFT Marktplätzen voraus haben, sind Ausstellungen – und darauf konzentriere auch ich mich in diesem Bereich. Aktuell laufen wieder zwei Einzelausstellungen in der Galerie auf Decentraland, einer virtuellen Welt, die auf der Blockchain basiert. Weitere Ausstellungen sind in Vorbereitung. 

Informationen zu den Ausstellungen:
https://www.koeniggalerie.com/exhibitions/36949/banz-bowinkel-loops-and-other-circumstances/ https://www.koeniggalerie.com/exhibitions/36947/andy-kassier-never-not-working-always-loving/

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Abbildung: Johann König, Foto: König Galerie

Mehr Texte von Stefan Kobel

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