Klassische Moderne: Ein Kunsthändler wird zum Auktionator

Der Kunsthandel ist ein altehrwürdiger Geschäftszweig. Dennoch ist auch hier Innovation möglich und, nicht zuletzt bedingt durch die Pandemie, auch nötig. Roland Widder hat nicht vor, die Hände in den Schoß zu legen und zu warten, bis sich herumgesprochen hat, dass Galerien und andere Kultureinrichtungen wieder geöffnet sind. Angesichts abgesagter oder verschobener Messen und wiederholter, behördlich angeordneter Geschäftsschließungen hat Widder über den üblichen Newsletter hinaus neue Wege gesucht, um mit gegenwärtigen oder auch zukünftigen Kundinnen und Kunden in Verbindung zu treten und neue Gruppen Kunstinteressierter zu erschließen. Einen solchen Weg ist er sich sicher gefunden zu haben - mit dem Start einer neuen Auktions-Schiene.

Den letzten Anstoß für das Format „Widder Auktionen“ mag das Coronavirus gegeben haben, aber der Kunsthändler sieht das Projekt ganz klar als Teil einer nachhaltigen Entwicklungsstrategie seiner Firma. Nach anfänglichen Überlegungen, mit einem bestehenden Auktionshaus zusammenzugehen, hat er sich letztlich für den Alleingang entschieden. Widder Auktionen kooperiert hierfür mit dem Anbieter einer Versteigerungssoftware, der renommierte internationale Auktionshäuser oder auch das heimische Dorotheum betreut.

Am 21. Juni um Punkt 17 Uhr startet in der Johannesgasse, in den Räumen der Galerie und platzbedingt auch im Hof davor, die erste Versteigerung. Diese wird sowohl online als auch offline durchgeführt. Das bedeutet, dass sowohl vor Ort als auch telefonisch oder übers Internet Gebote abgegeben werden können. Roland Widder selbst wird die Rolle des Auktionators übernehmen. Zum Aufruf kommen insgesamt 136 Lose; dem programmatischen Schwerpunkt von Kunsthandel Widder entsprechend sind dies vorwiegend Arbeiten der klassischen Moderne.

Die nächsten Auktionen sind schon in Planung: Ein Online-only-Format im Herbst, bestehend aus einer Sammlung von Skizzen des Wiener Architekten Josef Hoffmann, und im Dezember besonders hochwertige Objekte. Widder freut sich über Einlieferungen aus privater Hand oder auch von Händlerkollegen. „Als Newcomer werden wir programmatische Schwerpunkte setzen und nicht versuchen, mit den Platzhirschen Dorotheum und Im Kinsky zu konkurrieren. Unsere Stärke ist es, individuell auf die Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen und allenfalls auch zu entscheiden, ob Objekte besser im Rahmen einer Auktion oder im Kunsthandel zu verwerten sind.“