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Tal R - Arcade: Das Spiel geht weiter

Instinktiv seiner Spürnase folgend entnimmt der israelisch-dänische Künstler Tal R seine Kunst einem Leben in dem sich Hippies, Fabelwesen und Terroristen tummeln. Durch ein aus bunten Stoffbahnen genähtes Portal gewährt der 37-jährige Eintritt in sein Universum aus expressiven Gemälden, überbordenden Stoffskulpturen, der archaischen Holzkonstruktion Mother Ship und einer raumgreifenden Installation aus unzähligen Zeichnungen, Holz- und Linolschnitten. Diese Trash-Art weckt die Sehnsucht nach Anekdoten. Es ist, als schleiche sich hier so etwas wie Erzählung ein, als schiene Roland Barthes Tod des Autors noch in ferner Zukunft. Doch wo liegt die Dringlichkeit nach den verborgene Affekten zu wühlen, wie in bunten Stoffballen, die sich jeder reinen, minimalistischen Geste verweigern? TAL Rs Suche nach dem Urbild und der dahinter stehende Versuch sich seiner eigenen Wirklichkeit zu vergewissern, beinhaltet eine ungehörige Portion jenes Möglichkeitssinns, der das Spiel der Variationen eröffnet. Wie Paul Erik Toejner im Katalog ausführt, ist für TAL R der bildlose Raum ein bedrohlicher Raum, wo Anfang und Ende nicht voneinander unterscheidbar sind. Galant mit dem Attribut Künstler-Künstler versehen, zählt TAL R zu jenen KünstlerInnen, die sich ungehemmt dem Banalen und Vulgären hingeben. Seltsamerweise erinnern einige der Zeichnungen an jene von Louise Bourgeois femme maisons, die sie bereits in den 40er Jahren als kritisches feministisches Statement produzierte. Bloß treten im Werk von TAL R anstelle der Häuser Schlösser aus welchen Prinzessinnenköpfe ragen. Doch von einem feministischen Statement aus Künstlersicht ist weiters nichts zu merken. Hie und da trifft man auf unverhohlene, sexuelle Anspielungen, wie eine Männerhand, die den Rock über einen Frauenschenkel schiebt, während die Frau protestierend die Ellbogen ineinander verschränkt. Es löst Spekulationen darüber aus, ob hier mehr Nötigung, als Lust im Spiel ist. Bereits der Ausstellungstitel Arcade? bietet ein weites Feld an Metaphern, das von Architektur bis zu Computer Spielstätten reicht. Irgendwie trägt das Werk stark die Patina einer Erinnerung, die einem zwar berührt, doch die stark den Beigeschmack des Verlusts kindlicher Geborgenheit in sich trägt.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Tal R - Arcade
12.12.2003 - 28.02.2004

BAWAG Foundation
1040 Wien, Foundationsquartier, Wiedner Hauptstraße 15
Tel: +43 1 504 98 80 38, Fax: +43 1 504 98 80 39
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