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NFTs im Museum – der alte Trick mit der Schenkung

Was macht man, um Kunstwerken die gebührende Aufmerksamkeit zu verleihen? Eine Möglichkeit ist, Kunstwerke an Museen zu verschenken um ihnen damit die Museumswürdigkeit und quasi ewige Verankerung im Museumskanon zu verleihen. Ob das Werk dann jemals die höheren Weihen der Platzierung im Ausstellungsraum erhält, ist in vielen Fällen zweitrangig. Mit der Pressemeldung zur Schenkung und dem Foto mit Kurator:in oder Museumsdirektor:in bei der Werkübergabe und den meist folgenden Meldungen ist der Zweck, öffentlich Aufmerksamkeit für die Künstler:innen zu erregen schon erfüllt.

Solches geschah kürzlich am Landesmuseum Joanneum, das sich hinreißen ließ, zwei digitale Kunstwerke zweier steirischer Künstler als Geschenk anzunehmen, die schon alleine durch das Kürzel „NFT“ sich quasi im Universum von Pak und Beeple befinden, die mit ihren Arbeiten dieses Jahr Millionen gemacht haben. Das hat anscheinend dem Museum als Expertise für die Sammlungswürdigkeit gereicht.
Aufmerksamkeit erhielt dabei auch ein Grazer Blockchain-Unternehmen das sich auf Kryptokunst spezialisieren will und die beiden Kunstwerke in seine Blockchain integrieren soll. Wobei das offenbar alles im Konjunktiv zu stehen hat, denn weder ist das Startup schon aktiv, noch sind die beiden Kunstwerke bzw. die Künstler auf den gängigen Plattformen wie opensea, rarible, superrare oder foundation zu finden Einzig auf Nifty Gateway existiert von einem der Künstler ein Account, aber ohne NFT. Das altehrwürdige Landesmuseum Joanneum, das mit dem früheren Leiter der neuen Galerie, Peter Weibel auch in der digitalen Kunst im Rahmen seiner Ausstellungen bahnbrechendes leistete, befindet sich nun also im Besitz von zwei Optionen auf digitale Kunstwerke die irgendwann noch als NFTs gemintet werden sollen. Im Börsenjargon könnte man sagen, es steckt viel Fantasie in diesen digitalen Files.

Die beiden Kunstwerke fügen sich in ihrer Ästhetik durchaus in die gängige Optik der meisten NFTs: Dekorative Illustrationen mit animierten Details die sicher einen netten Bildschirmhintergrund hergeben. Beide Werke sind noch dazu digital aufgepeppte Versionen von physischen Kunsterken. Wenigstens ein Problem stellt sich für das Museum bei solchen Schenkungen nicht – es wird sich sicher irgendwo im Joanneum eine Festplatte oder ein USB-Stick finden, auf dem die Kunst dann platzsparend archiviert werden kann.

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Abbildung: Joanneumsviertel,  Foto: UMJ / N. Lackner

Mehr Texte von Werner Remm

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