Werbung
,

Daniel Spoerri - Weißt Du, schwarzt Du?: Kunst und Leben

Er ist ein Titan der zeitgenössischen Kunst. Seit 2007 in Wien und Niederösterreich lebend hat er mit vielen Künstlerkollegen des 20. Jahrhunderts wie Jean Tinguely, Yves Klein, Niki de St. Phalle u.a. zusammengearbeitet.[1]

Er war diesseits und jenseits des Atlantiks zu Hause, blieb aber ein Europäer. Eine Identität die durch seine Geburt in Rumänien und sein späteres Aufwachsen in der Schweiz geprägt war, die sich aber in den erlebten Jahrzehnten erheblich entwickelte.

Die Rede ist von Daniel Spoerri, dem heute 91jährigen Künstler. In Hadersdorf am Kamp betreibt er ein „Kunstschaulager Spoerri“ und einen (Skulpturen)garten bei Seggiano in der Toskana. Dort im Giardino versammelt er seit den 90er Jahren, eigene Arbeiten und Objekte befreundeter Künstler:innen.

Die Expositur der Galerie Krinzinger – „Krinzinger Schottenfeld“ – widmet dem Universalkünstler nun eine Personale. Dabei stechen besonders die 2020/21 entstandenen Werke ins Auge. Sie sind eine weitere Paraphrasierung der „Fallen-Bilder“ (Tableaus Piéges), die Ende der 60er Jahre in Paris erstmals entstanden sind.

Mit den „Fallen-Bildern“ versuchte Spoerri alltägliche Handlungen, Arrangements von Tischen und zelebrierten Mahlzeiten einzufrieren und zu abstrahieren, indem er waagrechte Tischoberflächen um 90 Grad drehte und in die Senkrechte hob. Damit verwandelte er ein alltägliches Element in eine (Bild)Kunst und behauptete einen von ihm attestierten künstlerischen Zusammenhang. Spoerri war mit dieser Methode extrem erfolgreich. Er lieh sich die neutralen Parameter von den Praktiken der „konkreten Poesie“ und der „konkreten Kunst“ und schuf damit Tableaus mit Objekten u.a. auf Holz.

In der Ausstellung bei Ursula Krizinger sind nun davon jüngere Exemplare zu sehen, in denen sich Löffel in einem horriblen Durcheinander auf einer Oberfläche tummeln. Oder kleine Schneidmesser, die in einer Art dynamisch kreisförmigen Bewegung auf dem Holzuntergrund angeordnet sind. Dasselbe gilt für Kochlöffel, deren chaotische Menge einen absurden Schaukasten ergibt. Es ist das Abgründige, das Randständige, das Daniel Spoerri an diesen Materialien interessiert.

Er, ein leidenschaftlicher Sammler, bewegt sich oft auf Flohmärkten, wo ihn das Übriggebliebene, das Zurückgelassene der Menschen berührt.

Weiters hängen bei Ursula Krinziger auch Holzkästen mit ausgerissenen kleinen Puppenarmen und Totenköpfen die an „ex voto“-Gaben in italienischen Kirchen in der Lombardei erinnern.  

Das schamanistische, das rituelle Moment jenseits einer konfessionell gebundenen Religion spiegelt sich auch in drei weiteren Arbeiten bei Ursula Krinzinger wider, die 1995 und 2008 entstanden sind. In „Maschera“ gießt Spoerri den Beckenknochen eines Pferdes in Bronze ab und drapiert ihn gemeinsam mit Pferdehaar auf ledernem Untergrund. In einer weiteren Arbeit verwendet er erneut die genannten Materialien und schafft damit ein archaisches Kunstobjekt dessen Kargheit an das bäuerliche Leben in Rumänien seiner Kindheit denken lässt. Auch das sogenannte „Tribulum“ von 2008 reiht sich in diese Werkgruppe, da es sich um eine Art umgestaltetes Ackergerät handelt auf dessen Kopf eine Fratze angebracht ist. Am unteren Ende signalisieren zwei gelbe Gummistiefel, den ursprünglichen Werkzeugcharakter des Objekts.

Ursula Krinzinger und ihrem Team ist es gelungen an Hand von Kunstwerken von der Vielseitigkeit Daniel Spoerri zu erzählen. In diesem Zusammenhang sei auf die derzeit laufende Personale „Daniel Spoerri“ im --> Bank Austria Kunstforum verwiesen, die einen guten Eindruck über das Gesamtwerk des Künstlers gibt. Auch berichtet sie von Spoerri als Koch und Restaurantbesitzer und zeichnet seine vielen Reisen und seine künstlerischen Freundes- und Sammlerbeziehungen nach.

--
[1]  Er traf sich auch immer wieder mit  Marcel Duchamp

Mehr Texte von Susanne Rohringer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Daniel Spoerri - Weißt Du, schwarzt Du?
05.05 - 10.07.2021

Krinzinger Schottenfeld
1070 Wien, Schottenfeldgasse 45
Tel: +43 (1) 512 81 42
Email: krinzingerprojekte@gmx.at
http://www.galerie-krinzinger.at/projekte
Öffnungszeiten: Mi-Fr: 15-17h
Sa: 11-14h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: