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Franz Wojda 1939 - 2021

„So einfach ist es Kunst zu kaufen? Wahrlich nicht!“ Diese beiden Sätze bilden den Abschluss eines kurzen Absatzes in Franz Wojdas Buch „Das Sammeln zeitgenössischer Kunst“. Darin beschreibt der Kunstsammler, Manager, Universitätsprofessor Franz Wojda den Kauf seines ersten Kunstwerkes, das den Beginn einer der herausragendsten Privatsammlungen zeitgenössischer Kunst in Österreich markiert.

1939 im Kärntner Mölltal geboren, war ihm das Kunstsammeln viel weniger vorbestimmt, als seine Karriere in den Bereichen der Managementlehre, des Consulting und der Arbeitswissenschaft, die ihn neben seinen Erfolgen als Manager und Consultant in der Privatwirtschaft zum mehrfach geehrten und ausgezeichneten Vorstand des Arbeitswissenschaftlichen Instituts der Technischen Universität Wien, Senatsvorsitzenden und schließlich Ehrensenator an ebendieser Universität machte, wo er selbst als Betriebswissenschafter promoviert hatte.

Den Zugang zur Kunst erlangte Franz Wojda in den 1960er Jahren durch seine Frau Sigrid, der er nach ihrem frühen Tod im Jahr 2011 mit einem 2014 erschienenem Buch ein berührendes Andenken gesetzt hat. Die gemeinsamen Ausstellungsbesuche führten schließlich 1971 zum oben erwähnten ersten Kunstkauf, Arnulf Rainers „Wasserwelt I“. Einige hunderte Werke folgten diesem. Zu Beginn kaufte man noch nach Gusto und jeweils aktueller Begeisterung für neu Entdecktes, quer durch die österreichische Kunstszene. In den 1980er Jahren fanden zunehmend Werke einer reduktivistisch-konzeptionellen Kunst Eingang in die Sammlung, womit eine internationale Erweiterung erfolgte.

Während viele Kunstsammler:innen ihrer Leidenschaft gerne im Verborgenen folgen, waren Sigrid und Franz Wojda immer offen dafür, ihre Sammlung zu präsentieren und vor allem mit vielen Gleichgesinnten und dem breiteren Publikum zu diskutieren. 2005 erfolgte eine erste, kleinere Sammlungspräsentation im Rahmen der Ausstellung „Entdecken und Besitzen“ im mumok Museum moderner Kunst in Wien. 2012, leider erst nach dem Tod Sigrid Wojdas, fand eine größere Ausstellung mit Katalog im Museum moderner Kunst Kärnten statt. Damals erklärte Franz Wojda noch voller Trauer, dass er die Kunstsammlung nun als abgeschlossen sehe und nicht mehr erweitern wolle.

Die Begeisterung für die Kunst, die diese Exponate zusammengeführt hatte, erwachte jedoch bald wieder und dazu gesellte sich noch die Freude, ja die Berufung zur Vermittlung, die schon die Universitätskarriere des Sammlers befeuert hatte. Das Weitergeben der Erfahrung als Kunstsammler und die an der Universität und im Wirtschaftsleben geschulte Analysefähigkeit für das eigene Tun, führten schließlich zur eingangs erwähnten Publikation, die der Autor dieses Nachrufs als Mitherausgeber begleiten durfte. Darin fasste Franz Wojda seine Erfahrungen als Universitätsprofessor, als international tätiger Consultant und als Kunstsammler in unnachahmlicher, vermittelnder Art und Weise zu einem ganzheitlichen Ansatz des Sammelns zeitgenössischer Kunst zusammen. Danach eroberte er das digitale Feld, es folgte die Entwicklung einer Software zur Katalogisierung von Kunstsammlungen. 2018 organisierte Franz Wojda eine Ausstellung der Sammlungen der Familien Knaus (der Onkel Richard seiner Frau Sigrid, geborene Knaus, war Maler) und Wojda in St. Veit an der Glan in Kärnten, die ebenfalls seine Leidenschaft zum Kunsterwerb thematisieren und weitergeben sollte.

Sein Wissen als Sammler und Manager stellte Wojda gerne auch den Kunstinstitutionen zur Verfügung. So war er lange Jahre Vorsitzender des Uni-Rats der Universität für Angewandte Kunst, stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums des Museums für Moderne Kunst (mumok) wo er noch bis zuletzt im Board tätig war und er war Mitbegründer der Beteiligungsgesellschaft der Viennafair The New Contemporary, der Vorläufermesse der heutigen viennacontemporary.

„Was mein zukünftiges Wirken betrifft [...] werde [ich] mich im Weiteren viel mehr den Aspekten der Kunst, deren Sammeln und Vermitteln beschäftigen. Dabei möchte ich das Feuer, das Sigrid und mich erfasst und zu einem beschaulichen und erfüllten Leben geführt hat, letztlich an die nächsten Generationen weitergeben und damit für diese einen positiven Beitrag liefern“, schrieb Franz Wojda 2014 im Buch zum Gedenken an seine Frau.
Die Zeit seines Lebens hat Franz Wojda nach längerer Krankheit am Karfreitag den 2. April erfüllt, sein Beitrag wird nicht vergessen. Wir werden ihn vermissen.

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Abbildung: Franz Wojda vor einem Werk von Heimo Zobernig © Bildrecht, Wien 2021, Foto: Pepo Schuster

Mehr Texte von Werner Remm

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