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Fair Enough? Der erste artmagazine Talk auf Clubhouse

Um die Zukunft der Kunstmessen ging es beim ersten artmagazine-Talk auf der Hype-Plattform Clubhouse am Samstag Nachmittag, den 20. Februar. Anne Vierstraete, Direktorin der Art Brussels, Daniel Hug, Chef der Art Cologne und Renger van den Heuvel, Gründungsdirektor der im Mai 2021 erstmals stattfindenden Spark Artfair Vienna stellten sich den Fragen von Kunstmarktspezialist Stefan Kobel und einiger Zuhörer*innen.

Welche Konzepte werden die einzelnen Kunstmessen verfolgen, um nach der langen, durch die Covid-19-Pandemie bedingten Auszeit wieder genug Publikum anzulocken? Anne Vierstraete setzt dabei ganz auf die starke Kunstsammler-Community in Belgien, die schon in den vergangenen Jahren, die Art Brussels interessant für Galerien aus 28 Ländern gemacht hatte. Nahtlos an die früheren Messeformate vor der Pandemie anschließen zu können, hält sie aber für eher unwahrscheinlich. Eine Konzentration auf den europäischen Bereich werde in den nächsten Jahren notwendig sein. Auch Daniel Hug betonte gleich bei seinem Einstieg in die Diskussion die Bedeutung der Art Cologne für das Rheinland und die Deutsche Galerienszene. Für Renger van den Heuvel, der ja bis 2019 die in Wien gut etablierte viennacontemporary als Geschäftsführer geleitet hatte, ist ebenfalls die Entwicklung eines gut abgesicherten lokalen Kunstmarktes ein zentrales Element seines Engagements. Die neue Spark Arfair soll Internationalität vor allem durch die Projekte der Künstler*innen nach Wien bringen die von voraussichtlich eher lokalen Galerien auf der Messe gezeigt werden.

Probleme sieht Daniel Hug in nächster Zeit eher für die großen, globalen Kunstmessen, wenngleich er die Art Cologne durchaus auf Augenhöhe mit diesen, über mehrere Kontinente verteilten Playern sieht. Sorgen macht sich Hug auch um die Zukunft des globalen Kunstmarkts, je nach den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. Für die kleineren Messen mit einem starken und interessierten lokalen Publikum, sieht Anne Virstraete die Aufgaben in nächster Zukunft in der Entwicklung einer hohen Bandbreite der angebotenen Kunstwerke. Auch Daniel Hug, betonte die Wichtigkeit, Galerien auf der Messen zu haben, die Werke der international bedeutenden Künstlerinnen und Künstler zeigen, das könnten dann auch lokale Galerien sein, so Hug. Einig war man sich auch bei der Rolle der Kunstmessen als Orte der direkten Begegnung und des Austauschs, sowohl mit der Kunst, aber auch mit Künstler*innen und Sammler*innen. Auch eine entsprechende Onlinepräsenz sei mittlerweile ein unverzichtbares Element einer erfolgreichen Kunstmesse geworden, im Fall der Art Brussels auch in Kooperation mit bestehenden Plattformen wie Artsy. Die Art Cologne setzt auf die Entwicklung einer eingeständigen Plattform namens „Arthur“, die sich an den Online-Auktionen orientiert. Sie soll als Verkaufsplattform mit drei Sales außerhalb der Messezeiten den Galerien zur Verfügung stehen. Die Übertragung des Messeerlebnisses in die online Präsenz will Renger van den Heuvel im Rahmen der Spark Art Fair mit möglichst viel Videocontent schaffen. Die Lebendigkeit einer Kunstmesse online abzubilden, sehen aber alle drei Messemacher als relativ unmöglich an.

Die kürzlich kolportierte Öffnung eines neuen Geschäftsfeldes durch die Frieze Art Fair, die nun (sehr teure) Räume in London für Galerien zur Kurzmiete anbietet, sieht nur Renger van den Heuvel als mögliche Erweiterung für seine Kunstmesse.

Der Galerist Christian Nagel betonte nachdrücklich die Bedeutung der Entwicklung neuer, jüngerer Kunstsammler*innen. Daniel Hug sieht dabei aber die aktuelle Preispolitik als Hinderungsgund, die Kunst sei zum Teil einfach zu teuer geworden. Anne Viertraete wies jedoch darauf hin, dass die Online Viewing Rooms immerhin eine gewisse Preistransparenz in die Szene gebracht haben, was auch Johann König im Lauf der Diskussion ebenso betonte und für seine Messe in St. Agnes als einen der Erfolgsfaktoren anführte.

Christian Rother, Galerist aus Wiesbaden, Leonie Grainger, Senior Director bei Saatchi Yates in London und Barbara Seiler, Galeristin aus Zürich, bekräftigten nochmals die Wichtigkeit, junges Publikum mit neuen Aktionen, Community Building und vor allem durch ein innovatives Storytelling in der Galerie und auf der Kunstmesse anzusprechen.

Wir werden die Umsetzung der vielen Ideen und präsentierten Konzepte bei den einzelnen Kunstmessen dann live genauer unter die Lupe nehmen.

Das Thema und Termin des nächsten artmagazine Talks auf Clubhouse werden wir demnächst bekanntgeben.

Mehr Texte von Werner Remm

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