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Mythos Großstadt. Architektur und Stadtbaukunst in Zentraleuropa 1890-1937: Baustelle Mitteleuropa

Man musste es erst wieder lernen: Zentraleuropa liegt nicht nur diesseits des einstigen eisernen Vorhangs. Die von Eve Blau und Monika Platzer konzipierte Ausstellung, die nach Prag, Montréal und Los Angeles nun in Wien zu sehen ist, macht zehn mehr oder weniger große Städte der Habsburgermonarchie und ihrer Nachfolgestaaten zu Brennpunkten einer Betrachtung, die Querverbindungen zwischen den alten und neuen Metropolen ebenso zeigt wie nationale Unterschiede: Die Suche nach einem ungarischen Nationalstil etwa, die abstruse Formen mit Anklängen an maurische Architektur zeitigte, oder den radikalen Funktionalismus der Prager und Brünner Moderne, die sich in ihrer Orientierung an Le Corbusier von Wien nachdrücklich absetzen wollte. Warum Prag Prag, das zur Hälfte deutschsprachige Brünn aber Brno genannt wird, bleibt rätselhaft, ebenso wie der mit 1937 festgesetzte zeitliche Schlusspunkt. 1938 oder gar 1939 als Jahr der endgültigen nationalsozialistischen Okkupation der Tschechoslowakei wäre schlüssiger gewesen. Für vieles, z. B. die städtebaulichen Planungen für Königgrätz (eigentlich keine der zehn behandelten Städte), hätte man sich Fotografien ergänzend zu den Planzeichnungen gewünscht. Dem Vorwurf der Unvollständigkeit muss man sich bei einem derartig umfangreichen Thema jedoch wohl zwangsläufig aussetzen. Als Ergänzung sei der sorgfältig editierte Katalog empfohlen, der dankenswerterweise auch Basics wie ein mehrsprachiges Ortsverzeichnis oder historische Landkarten mit Provinz- bzw. Staatsgrenzen liefert. Der Publikation würde man ebenso wie der Ausstellung (mit unaufdringlicher, transparenter Architektur von Coop Himmelb(l)au) eine Präsenz nicht nur in zweien, sondern allen zehn fokussierten Städten wünschen.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Mythos Großstadt. Architektur und Stadtbaukunst in Zentraleuropa 1890-1937
14.06 - 26.08.2001

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