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Maja Vukoje - Auf Kante: Die Textur der Welt

Die Personale der österreichisch-serbischen Künstlerin Maja Vukoje wurde zwar schon im Dezember letzten Jahres eröffnet, war wegen des Lockdowns aber nur wenige Tage zu sehen. Nun startet das Belvedere21 endlich in das neue Ausstellungsjahr und zeigt noch bis Ende Mai über hundert malerische Werke, vornehmlich Serien, aus den letzten 15 Schaffensjahren der Künstlerin. Einige eigens dafür geschaffene Objekte beziehen die Lichtführung des Hauses mit ein, das Karl Schwanzer 1958 für die Brüssler Weltausstellung als österreichischen Pavillon schuf.

Maja Vukoje beschäftigt sich in ihrem gesamten Werk mit Fragen des Postkolonialismus und den daraus resultierenden Handels-und Migrationsströmen. Sie paraphrasiert in ihrer Malerei die daraus entstandene strukturelle Gewalt sowie ihre Unterminierung durch Maskerade, Clowneske und Überhöhung. Vukoje entwickelt zur Darstellung dieser Themen eigene malerische Verfahren, die zu überzeugenden ästhetischen Lösungen führen.

Wie sehr das Trägermaterial bei dieser Entwicklung eine Rolle spielte, wird besonders bei den Arbeiten „Billboard, 2011“ und „Science, 2012“ anschaulich. 2011 beginnt die Künstlerin anstelle von grundierter Leinwand auf Leinen zu malen. In „Billboard“ sehen wir eine leere Plakatwand, wobei das braune unbehandelte Leinen ohne Aufdruck im Mittelpunkt der Darstellung steht. Durch zwei der Leinenpanelen flutet das gemalte Licht. Für den Betrachter ist nicht mehr erkennbar ob Vordergrund oder Hintergrund der eigentliche Hauptakteur des Bildes ist. Neben dem Spiel mit dem Trägermaterial nutzt Vukoje in dieser Arbeit auch ihr malerisches Können in ihrer Auseinandersetzung mit Licht, Transparenz und Farbgebung. In „Science“, das eine leere durchscheinende Vitrine darstellt, schafft sie eine irritierende schwebende Leichtigkeit des Bildmotivs.

Nachdem Vukoje auf Leinen zu malen begonnen hatte, ging sie 2012 dazu über, Jute als Trägermaterial zu verwenden. Bis heute arbeitet die Künstlerin mit Jute, deren locker gewebte Struktur die Farbe von hinten und vorne durchdringt. In diesem Zusammenhang sind die gemalten Früchtebilder der Jahre 2015 bis 2017 zu nennen, die bereits bei Martin Janda in Wien zu sehen waren. Vor einem dunklen Hintergrund, quasi um die Mittelachse des Rahmens gruppiert, schlängelt sich eine zum Teil geschälte Orange oder Avocado, wobei das Innere strahlend grün oder orange aufleuchtet.
Die Überhöhung der exotischen Frucht verdeutlicht die ausbeuterischen Traditionen der Ersten Welt und transformiert jene zu malerischen Ikonen.

2019 geht Maja Vukoje einen Schritt weiter. Während eines Arbeitsstipendiums in New York entsteht eine Paraphrase auf Josef Albers berühmte Serie „Hommage to a Square“ in der Albers zwischen 1950 und 1976 versuchte, Fragen zu Farbe, Bildstruktur und Größenverhältnissen zu untersuchen. Vukoje nimmt die Bildidee von Albers zum Anlass um halbraffinierten Zucker, Kakao oder Kaffee direkt auf Jute in Quadratform aufzutragen. Dabei entsteht eine Verbindung zwischen herkömmlicher malerischer Ideen- und Kunstgeschichte mit Transportsäcken als Symbol der Ausbeutungsverhältnisse und der darunter leidenden Menschen. Menschen, deren Leben durch ökonomischen Ströme und Transportwege von Kaffee, Zucker und Kakao determiniert waren und sind.

In der Ausstellung von Maja Vukoje kann man, in dieser dürren Zeit der Pandemie, verweilen, auftanken und sich an intelligenter Kunst erfreuen.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Maja Vukoje - Auf Kante
08.12.2020 - 23.05.2021

Belvedere 21
1030 Wien, Schweizergarten/Arsenal-Straße 1
Tel: +43 1 795 57-0
Email: info@belvedere.at
http://www.belvedere21.at
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h, Mi, Fr bis 21 h


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