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David Maljković: Jenseits der Iden des März

Die Ausstellung teilt das Schicksal vieler gegenwärtiger Kunstproduktionen. Der kroatische Künstler David Maljković plante für das Frühjahr 2020 eine Präsentation seiner Werke bei Georg Kargl Fine Arts, die auf Grund der Pandemie und des ersten Lockdowns in den Herbst verschoben wurde. In der Zwischenzeit konzipierte Maljković sechs virtuelle Intervertionen als Teile der Ausstellung, die im Mai und Juni auf der Website der Galerie zu sehen waren. Nun kann man endlich die reale Ausstellung mit dem Titel „PART 7“* besuchen.

Das Gefühl, dass Events und Überlegungen von den Ereignissen überrollt werden, fließt auch in die nun präsentierten Arbeiten ein. Maljković, ein langjähriger Künstler der Galerie Kargl stöberte im Archiv und Depot der Galerie und fand inspirierende Artefakte, die er in die Ausstellung einbaute. Allen voran ist ein historisierendes Gemälde von Hannes Dell aus den 30er Jahren zu sehen. Es zeigt eine monumentale nackte Frau mit einer Streitaxt auf einem Pferd sitzend. Vor ihr liegt ein nackter und scheinbar geschändeter Mann. Maljković wandelt dieses Motiv immer wieder ab, indem er es mit Farbstreifen, frisch aus dem C-Drucker kombiniert. Die Farben werden förmlich von blau, grün, nach rot gelb violett bis schwarz buchstabiert. Die Farbreihe kann auch als Skala unserer Gefühle gelesen werden und bringt ein stark rhythmisches Element in die Ausstellung. Das Bild der Heroin zitiert Maljković auch in malerischen Versatzstücken und ergänzte es mit einer zarten Blumenmalerei, die stilistisch an den Fernen Osten erinnert.

Der Künstler strukturiert auch die Räume der Galerie durch skulpturale Einsprengsel wie gebauschtes Aluminium mit den oben zitierten Farbreihe, die wie eine Art Raumteiler funktionieren. Auch stellt er ein Regal der Galerie schräg in den Hauptraum der Ausstellung. Darin befinden sich gerollte Arbeiten von anderen Künstlern der Galerie und geben so einen Eindruck des Innenlebens dieses Kunstkosmos.

All diese Zitate des kroatischen Künstlers zeigen auch seine Verbundenheit mit dem 2018 verstorbenen Ausstellungmacher Georg Kargl. Von Kargl, der als junger Galerist mit seinem Interesse für den Jugendstil und Fin de Siècle begann, ist auch eine Skulptur aus dem Jahr 1972 zu sehen. Es ist ein mehrschenkeliges Vieleck, das als Wandobjekt verstanden werden kann.

Maljković ist mit dieser Ausstellung ein abwechslungsreicher, die Seele der Galerie erfassender künstlerischer Parcours gelungen. Und dies entstand im Zeitalter einer Pandemie.

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* Der gesamte Ausstellungstitel lautet: David Maljković, PART 1: ANNOUNCEMENT ATTEMPT (May 4) PART 2: ONLINE PROBLEM OR HOW TO REPRODUCE A GALLERY (May 7) PART 3: EVERYDAY OBJECT IN THE GALLERY (May 14) PART 4: SHOW SHOW SHOWROOM (May 21) PART 5: INTERMEZZO (June 3) PART 6: POSSIBLE PRESS (June 17) PART 7: EXHIBITION (October 16), was aufgund layouttechnischer Limitierungen hier nicht darstellbar ist.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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David Maljković
16.10 - 31.12.2020

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


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