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Brigitte Kowanz - Von neuem anders, anders als es vorher war: Licht zeigt Schatten

Genau vor 40 Jahren stellte Brigitte Kowanz zum ersten Mal in der Galerie Krinzinger aus. Sie war damals eine der wenigen Künstlerinnen der jungen, die Wiener Kunstszene neu belebenden Generation, die sich für den Gebrauch neuer Technologien in der bildenden Kunst intensiv interessierten. Und sie tut es selten konsequent und mit Erfolg bis heute. Mittlerweile gelten Ihre Arbeiten international als unverwechselbar nicht zuletzt seit ihrer Ausstellung im Österreichischen Pavillon auf der Biennale die Venezia 2017. Das Hauptmaterial der Künstlerin bildet seit 1980 das künstliche Licht, mit dem sie gleichsam die Prinzipien unserer medialen (Selbst)-Wahrnehmung auslotet. Wenngleich Kowanz´ „gegenständliche Lichtkunst“ (Weibel) zumeist verführerisch strahlt, bleiben ihre Botschaften insgeheim verschlüsselt oder bloß verschleiert: In Ritualen des ästhetischen Verbergens wie in einem illuminierten Ornament oder mithilfe der Schriftzeichen und Codes der heutigen Digitalwelten. Ihre bis dahin bekanntesten Lichtobjekte, in denen sich dicht wiederholende abstrakte Neonschlaufen in verspiegelten Glasboxen wie in dämmrigen Aquarien erblicken lassen, wirken öfters wie kostbare, im Meer des dunklen Unbewussten versunkene Schätze bzw. Zierfische. In der gegenwärtigen Ausstellung „Von neuem anders, anders als es vorher war“ scheinen diese Art der Objekte allerdings der Vergangenheit anzugehören. Kowanz´ neue Werke sind zumeist reliefartige Wandobjekte vorwiegend aus Neon und Aluminium, deren räumlicher Aufbau in evokativ-zeichenhaften Formen des Morsealphabets definiert und teilweise exzessiv und expressiv gestaltet wird. Die linearen Zick-Zack Formen der Arbeit Forward oder Exciting (2020) erinnern unmittelbar an die Ästhetik der neoliberalen 80er und ihre nonverbalen Energiepotentiale: Imaginäre (Selbst)-Präsentationsräume. FORWARD heute ja, aber wohin? Die Versprachlichung des Lichtes, der Information und subjektiven Erinnerung zeigt die neue Werkserie monochromatischer „Bilder“ ebenso wie die mit Lack bearbeiteten „ retroreflektierenden“ Textilien, die sich wegen ihrer extremen Flachheit beinahe zu immateriellen „optischen Sensationen“ steigern. Sie ziehen den Blick an, aber geben sie ihrerseits viel zu sehen? Noch aus dem Jahr 2017 stammen dagegen etliche Lichtinstallationen der Künstlerin, die in ihren Titeln konkrete Weltereignisse benennen und damit Licht und Sprache als Konstruktionsmedien von Realität festhalten. Es wird neben der Einführung der Domain YouTube in 2005 auch der Anschlag auf die Redaktion der Zeitschrift Charlie Hebdo (2015) erwähnt: Die im Morsecode übertragene Datenspur Je suis Charlie wird aber im Realen durch die Aktualität von Je suis Samuel gerade überholt.

Mehr Texte von Goschka Gawlik

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Brigitte Kowanz - Von neuem anders, anders als es vorher war
03.09 - 24.10.2020

Galerie Krinzinger
1010 Wien, Seilerstätte 16
Tel: +43 1 513 30 06
Email: info@galerie-krinzinger.at
https://galerie-krinzinger.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 12-18, Sa 12-16 h


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