Rathäuser in Polen: Im Osten was Altes

Nicht zuletzt durch Krakaus Status als eine der europäischen Kulturhauptstädte im letzten Jahr ist Polen ein wenig in das Gesichtsfeld des kulturellen Interesses gerückt. Ein weiterer Schritt zur adäquaten Rezeption polnischer Kultur könnte die gleich neben dem Wiener Rathaus gezeigte Fotoausstellung mit dem Thema polnischer Rathäuser sein, das Nebenprodukt einer Buchpublikation zum gleichen Thema. Das einzigartige Kapital polnischer Architektur ist der Schatz an Renaissancebauten, in dem italienische Formensprache und osteuropäischer Kultur zu einer ganz besonderen Symbiose verschmolzen sind. Berühmte Beispiele sind die Rathäuser von Posen und Zamosz mit ihren mehrstöckigen Loggien, volutengekrönten Attikageschossen und Sgraffito-Dekoren. Beide werden in großformatigen Fotografien vorgestellt, die den Schluss nahelegen, Polen bestünde hauptsächlich aus smarties-bunt restaurierten Marktplätzen und Sonnenschirmen mit Bierwerbung. In bilderbuchartiger Abfolge sind zahlreiche prächtige Bauten der Ostsee-Backsteingotik, des schlesischen Spätbarock und Klassizismus und der verschiedensten Historismen zu sehen. Eine chronologische Ordnung ist dabei ebenso wenig zu erkennen wie eine geografische oder auch nur alphabetische. Die Beschränkung auf jeweils einen erläuternden Satz ist ebenso sinnvoll wie die geografische Markierung jeder einzelnen Stadt auf der polnischen Landkarte. Zuweilen fehlt aber leider jede Angabe zur Entstehungszeit des Gebäudes. Auch eine durchgängige statt nur gelegentliche Übersetzung der historischen deutschen Städtenamen wäre wünschenswert gewesen. Dennoch oder gerade deswegen: Die Neugier auf ein zu entdeckendes Land ist geweckt.

Mehr Texte von Iris Meder †

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Rathäuser in Polen
29.06 - 19.07.2001

Wiener Planungswerkstatt
1010 Wien, Friedrich-Schmidt-Platz 9
Tel: +43 (01) 4000 88888, Fax: +43 (01) 4000 99 88888
Email: wpw@ma18.wien.gv.at
http://www.stadtentwicklung.wien.at

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