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#Kunsttrotzcorona 2

Not macht erfinderisch. Schon bevor die Welt in Quarantäne ging, nahm die Reisetätigkeit spürbar ab. Bereits auf der Arco in Madrid Ende Februar fiel die Abwesenheit der traditionell in großer Zahl anreisenden lateinamerikanischen Sammler auf. Dass die Tefaf in Maastricht überhaupt noch eröffnete, war erstaunlich, dass sie vorzeitig abgebrochen wurde, schon weniger. Zumindest in der ersten Jahreshälfte wird auch keine Kunstmesse mehr stattfinden, für Ausstellungen gilt das gleiche. Um trotzdem ihr Publikum zu erreichen – sei es zur Kundenpflege, sei es zur Steigerung der Reichweite – entdecken immer mehr Galeristinnen und Galeristen das Internet und die sozialen Medien. Sie gehen dabei die unterschiedlichsten Wege und entwickeln zum Teil ganz eigen Formate. artmagazine.cc stellt einige von ihnen vor:

Die Basler Galerie Cahn ist weltweit eine der führenden Adressen für Kunst der Antike und gehört zu den renommiertesten Ausstellern der Tefaf. Noch während des Aufbaus der Messe stellte Jean-David Cahn einen ersten Video-Rundgang durch seinen Stand zusammen. Der Händler führte durch die Koje, die Kamera wechselte von ihm zu den Objekten, Detailansichten waren einmontiert, das ganze unterlegt mit ununterbrochener Tonspur. Die folgenden Videos, offenbar unmittelbar hintereinander aufgenommen, waren ähnlich aufgemacht, ein bis zwei Minuten kurz und einzelnen Objekten gewidmet. Die kleine Reihe wirkt handgemacht, aber ordentlich aufbereitet – eigentlich ganz sympathisch. Als Aufmacher dient jedes mal die Formel: „I'm standing here...“. Vorgestellt werden römische Portraitbüsten, rotfigurige griechische Vasen, ägyptische Gefäße oder prähistorische rituelle Werkzeuge.

Auf die Videos wurde per Email an den Newsletter-Verteiler des Unternehmens hingewiesen. Nach sieben Episoden war Schluss. Der Erfolg war allerdings eher unterwältigend. Youtube zeigt nach über zwei Wochen (Stand 22. März) lediglich 100 bis 200 Abrufe. Möglicherweise sind Antikensammler nicht besonders internetaffin. Oder die bekannten Kunden der Galerie waren bereits vorab mit Informationen versorgt worden und brauchten die Filmführungen nicht mehr. Und alle anderen haben von der Aktion nichts bekommen, weil sie nur über den Emailverteiler der Galerie kommuniziert wurde. Oder sie hat kein Interesse gefunden, weil die Tefaf selbst und die Berichterstattung über das Coronavirus alle Aufmerksamkeit auf sich zogen. Es ist also nicht gesagt, dass diese Form der Vermittlung von Kunst nicht funktioniert. Die mit heißer Nadel gestrickte Notlösung hätte auf alle Fälle mehr Beachtung verdient. Aber vielleicht nimmt die Galerie ihre ersten Gehversuche mit dem Medium ja zum Anlass, das Format auszubauen.

--> Hier der Link zum Youtube-Cahnnel der Galerie Cahn

Mehr Texte von Stefan Kobel

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