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Noch mal gutgegangen

Das Schicksal ist nicht sehr freundlich umgesprungen mit Josef Hoffmanns Sanatorium Purkersdorf. Es ist ein Meisterwerk aus Hoffmanns puristischster Phase: weiß verputzter Kubus, Stahlbetondecken mit sichtbaren Unterzügen, schwarzweiß geflieste Böden mit Hohlkehlen zur leichteren Reinigung. Ornamente in homöopathischen Dosen im Speisesaal, alles bis zum letzten Fenstergriff durchgestaltet. Kunden waren die Reichen, Berühmten und Kreativen: Schnitzler, Klimt, Hofmannsthal, Mahler, Friedell; behandelt wurde alles von Erschöpfungszuständen bis Alkoholismus. Trübe Zeiten brachen mit der Aufstockung durch Hoffmanns ungetreuen Schüler Leopold Bauer in den Zwanzigern an. 1938 folgte die Arisierung. Der Nachkriegseigentümer, die evangelische Mission, sah es offenbar als wichtigste Mission, das Gebäude verfallen zu lassen. Durch die kaputten Fenster konnte man einsteigen und die Originalmöbel mitnehmen, die später zu horrenden Preisen am Kunstmarkt auftauchten. Erst nach Enteignungsdrohungen durch das Denkmalamt stimmte man dem Verkauf zu. Schließlich wurde mit der Buwog ein Deal ausgehandelt, der den Abbruch der nicht von Hoffmann stammenden älteren Bauten am Ende der Wandelgänge vorsah. An ihre Stelle trat ein Teil des Alten- und Pflegeheims, als das der Komplex nun genutzt wird. Der Neubau war auch nötig, um das geforderte Raumprogramm trotz des Abbaus der Aufstockung unterbringen zu können. Im Altbau hat man sich bemüht, den Originalzustand soweit wiederherzustellen, wie es die Heimnutzung erlaubte; die Wandelgänge wurden gekürzt. Von W. Rainers Neubau lässt sich positiv vermerken, dass er die Kubatur des Hoffmann-Trakts nicht sprengt und nicht versucht, mit ihm zu konkurrieren. Da die Pflegestation auch Bettlägerige und Demente aufnimmt, stellen gläserne Parapete und Loggienbrüstungen in den Zimmern und dem Aufenthaltsraum optische Bezüge zum Draußen her. In den Gangbereichen und der Möblierung regiert dann aber doch der lieblose Billigstil öffentlicher Verwahranstalten. Wolfgang Rainer, Restaurierung und Zubau Sanatorium Purkersdorf, Wiener Str. 74, 3002 Purkersdorf www.buwog.at
Mehr Texte von Iris Meder †

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